Medizinischem Cannabis Auto fahren - was sagt das Gesetz?

Bild des Artikels

Wichtigste Erkenntnisse

  • Medizinische Nutzung vs. Autofahren: Patienten dürfen mit medizinischem Cannabis Auto fahren, sollten jedoch ihre Fahrtüchtigkeit eigenverantwortlich hinterfragen.
  • Verschreibung von Cannabis: Die Verordnung von Medizinalcannabis erfordert bestimmte Krankheitsbilder und erfolgt nach Prüfung durch einen Arzt.
  • Individualisierte Dosierung: Die Dosis von Cannabisarzneien wird individuell angepasst und sollte unter ärztlicher Überwachung erfolgen.
  • Teilnahme am Straßenverkehr: Der Konsum von medizinischem Cannabis berechtigt zur Teilnahme am Straßenverkehr, jedoch mit Vorsicht insbesondere zu Therapiebeginn.
  • Polizeikontrolle und Rechtliches: Bei einer Kontrolle ist es ratsam, das Rezept vorzuzeigen; ärztlich verordnetes Cannabis schützt nicht vor MPU oder Führerscheinentzug bei Fahrauffälligkeit.
  • Verkehrsmedizinische Untersuchungen: Nach Meldung bei einer Polizeikontrolle folgt eine Prüfung der Fahrtauglichkeit, welche der Patient selbst finanzieren muss.

Teile diesen Artikel

Die Verwendung von Cannabis in der Medizin hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Akzeptanz als alternative Therapiemöglichkeit erfahren. Für viele Patienten ist die Anwendung von Cannabisarzneien der letzte Ausweg, um ihre Leiden zu lindern und mehr Lebensqualität zu erhalten. Mit der wachsenden Beliebtheit tauchen jedoch auch rechtliche Fragen auf, insbesondere wenn es um die Kombination von Medizinalcannabis und Autofahren geht. In diesem Artikel werfen wir einen eingehenden Blick auf die Schnittstelle zwischen einer Cannabistherapie und den Verkehrsregeln in Deutschland. Wie beeinflusst der Konsum von Cannabis die Fahrtüchtigkeit, und welche rechtlichen Aspekte sind dabei zu beachten?

https://cdn.sanity.io/images/p8xiyer2/production/99fa6634ad2fd4795c59d5c6ee4707304ee7bbbf-1920x1440.jpg

Was bedeutet überhaupt medizinisches Cannabis?

Cannabis, das in der Medizin Anwendung findet, unterscheidet sich in einigen Punkten stark von herkömmlichem Konsumcannabis, da es gezielt zur Behandlung bestimmter Beschwerden eingesetzt wird. Im Gegensatz zum Freizeitkonsum steht bei der medizinischen Anwendung der therapeutische Nutzen im Vordergrund.

Wie erfolgt die Verschreibung?

Die Verschreibung von Medizinalcannabis erfolgt in Deutschland durch einen Arzt. Voraussetzung für die Verschreibung ist das Vorliegen bestimmter Krankheitsbilder wie ADHS, Migräne, Schlafstörungen, chronische Schmerzen, Multipler Sklerose, Depressionen, Übelkeit infolge von einer Chemotherapie und noch einige mehr. Der behandelnde Arzt prüft im Vorhinein die individuelle Krankheitsgeschichte und berücksichtigt alternative Therapieoptionen, bevor er Medizinalcannabis verschreibt. Denn eine cannabisbasierte Therapie darf erst angewendet werden, wenn andere Therapien bereits getestet wurden und diese keine (ausreichende) Wirkung gezeigt haben.

Einnahme von Cannabis: Form und Dosis

Cannabisarzneien sind in verschiedenen Formen und Konzentrationen erhältlich, darunter als getrocknete Blüten, Extrakte, Kapseln oder Tropfen, die unterschiedlich viel Cannabinoide wie Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) sowie ein unterschiedliches Terpenprofil beinhalten. Die Wahl der Einnahmeform hängt von der Art der Erkrankung und den Vorlieben des Patienten ab.

Wichtig ist zu beachten, dass die Dosierung auf jeden Patienten individuell angepasst werden muss. Daher wird in der Regel mit einer niedrigen Dosis gestartet, die erhöht wird, bis der optimale therapeutische Effekt erreicht ist. Ein regelmäßiger Austausch zwischen Arzt und Patient ist entscheidend, um die Wirkung, mögliche Nebenwirkungen, die Verträglichkeit und Anpassungen in der Behandlung zu besprechen.

Hier erfährst du mehr über die gesetzliche Lage in Deutschland, in Bezug auf Cannabis als Medizin.

Darf man mit medizinischem Cannabis Auto fahren?

Ja. Patienten, die Cannabis auf Rezept erhalten und als Medikament einnehmen, dürfen am Straßenverkehr teilnehmen und auch ein Auto steuern. Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass man sich unter dem Einfluss von Cannabisarzneien unwohl fühlen kann sowie Schwindel, Ausfallerscheinungen oder eine verspätete Reaktionsfähigkeit auftreten können. Deswegen sollte man als Patient grundsätzlich vor dem Fahren eines Kraftfahrzeuges hinterfragen, ob man dazu wirklich in der Lage ist. Denn die Anwendung von Cannabis, auch aus medizinischen Gründen, beeinflusst Patienten und die Leistungsfähigkeit beim Autofahren. Speziell zu Beginn einer Therapie und einer Dosis- oder Sortenanpassung ist es ratsam, das Auto stehenzulassen, bis die Wirkungen auf den Patienten klar sind, obwohl auch in diesen Phasen das Autofahren erlaubt ist.

Es ist im Allgemeinen nicht ratsam, direkt nach der cannabisbasierten Medikamenteneinnahme ein Fahrzeug oder ein Fahrrad zu benutzen, sondern die erste intensive Wirkung abzuwarten.

https://cdn.sanity.io/images/p8xiyer2/production/de9e3dd40d35eaa5859a3832ef6660e74c4b4d85-1920x1280.jpg

Allgemeine Verkehrskontrolle unter dem Einfluss von Cannabisarzneien

Wer mit Cannabis am Steuer erwischt wird, macht sich strafbar, auch wenn der Konsum schon eine Weile zurückliegt. Denn das Kraut gilt laut dem Straßenverkehrsgesetz als ein berauschendes Mittel. So heißt es im § 24a, Absatz 2: "Ordnungswidrig handelt, wer unter der Wirkung eines berauschenden Mittels im Straßenverkehr ein Kraftfahrzeug führt." Eine solche Wirkung liegt vor, wenn eine Substanz im Blut nachgewiesen wird.

Satz 1 gilt nicht, wenn die Substanz aus der bestimmungsgemäßen Anwendung eines für einen konkreten Krankheitsfall verschriebenen Arzneimittels herrührt.

Der aktuelle Grenzwert von THC im Blut liegt bei 1,0 Nanogramm pro Milliliter Blutserum. Wenn dieser nachgewiesen wird, hat die getestete Person bereits eine Ordnungswidrigkeit begangen. Dieser Wert ist allerdings schnell erreicht, auch wenn man komplett nüchtern und der Cannabiskonsum bereits Stunden, vielleicht sogar Tage vergangen ist. Mit der neuen Gesetzeslage möchte die Regierung den Wert unter Berücksichtigung von wissenschaftlichen Erkenntnissen anpassen. 

Cannabis-Patienten: Verhalten bei einer Polizeikontrolle

Ärztlich verordnetes Cannabis schützt leider nicht vor einer MPU oder dem Verlust der Fahrerlaubnis. Vor allem nicht, wenn sich der Patient fahrauffällig verhalten hat. Grundsätzlich ist es ratsam, das Rezept mit den genauen Angaben zur Medizin und Dosierung bei sich zu tragen, um es bei einer Kontrolle vorzeigen zu können. Das ist zwar keine Pflicht, könnte aber dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und für Aufklärung zu sorgen.

Sollte man als Patient in eine Polizeikontrolle geraten und die Polizei stellt die Frage, ob man Drogen konsumiert hat, sollte die Frage grundsätzlich wahrheitsgemäß mit "Nein" zu beantworten werden, denn diese bezieht sich auf die Einnahme von illegalen Drogen, nicht auf verschreibungspflichtige Arzneien. Erst wenn die Polizei speziell nach Medikamenten fragt, kann man über die Cannabisarzneien sprechen.

Dabei ist von Bedeutung, dass die Arzneien auf legale Weise erworben wurden und der Patient das Fahrzeug sicher lenken kann. Sollte der Konsum das Fahrverhalten beeinträchtigen, können ähnliche Strafen wie beim Alkoholkonsum verhängt und eine Prüfung der Fahreignung bei der Fahrerlaubnisbehörde verordnet werden. Denn die Polizei ist verpflichtet, der zuständigen Führerscheinstelle unverzüglich zu melden, falls eine Person im Besitz einer Fahrerlaubnis ist und eine therapeutische Behandlung mit Cannabis durchführt.

https://cdn.sanity.io/images/p8xiyer2/production/b6ceefa27216c008787c68be52d9d3674605590d-1920x1280.jpg

Was passiert nach der Meldung an die Führerscheinstelle?

Nach der eingegangenen Meldung erhält der betroffene Patient Post von der zuständigen Stelle, in der er aufgefordert wird, seine Fahrtauglichkeit nachzuweisen. Die Behörden initiieren in der Regel zunächst ein Verkehrs-medizinisches Gutachten, dessen Kosten die betroffene Person selbst tragen muss. Dieses Gutachten dient dazu zu prüfen, ob trotz der Erkrankung und der angeordneten cannabisbasierten Therapie die Fahrtauglichkeit gegeben ist.

In Fällen, in denen Zweifel an der ordnungsgemäßen Nutzung der Medizin oder an der Selbsteinschätzung der Fahrtauglichkeit bestehen, kann der Patient aufgefordert werden, eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) zu absolvieren. Es ist ratsam, sich vor der Teilnahme an dieser Untersuchung ausführlich beraten zu lassen. Nach dem Bestehen darf man weiter am Straßenverkehr teilnehmen. Beim Nichtbestehen, oder wenn die zuständige Stelle keine Notwendigkeit für die Verordnung von Cannabisarzneien sieht, muss der Führerschein für eine gewisse Zeit abgegeben werden und es kann zu einer Geldstrafe kommen.

Fazit

Zusammenfassend zeigt sich, dass das Autofahren unter der Anwendung von Cannabismedizin in Deutschland legal ist, wenn die Therapie von einem Arzt verschrieben wurde.

Im Falle einer Polizeikontrolle ist es ratsam, wahrheitsgemäß zu antworten und gegebenenfalls das Rezept oder einen Patientenausweis vorzuzeigen. Die Polizei ist verpflichtet, der Führerscheinstelle Mitteilung zu machen, wenn eine Person unter einer Cannabistherapie steht und Auto fährt. Nach einer Meldung erfolgt eine Aufforderung zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit durch ein verkehrsmedizinisches Gutachten, das die betroffene Person selbst finanzieren muss. Bei Zweifeln an der korrekten Einnahme oder der Selbstbewertung kann eine Medizinisch-Psychologische Untersuchung (MPU) angeordnet werden.

Das bedeutet, dass Cannabis, das von einem Arzt verschrieben wurde, nicht vor einer MPU oder dem Verlust der Fahrerlaubnis schützt, insbesondere wenn sich der Patient fahrauffällig verhalten hat.

Mehr lesen

Standard-Bildbeschreibungstext
Recht

15.04.2024

Cannabis am Arbeitsplatz - darf man bei der Arbeit kiffen? 

Cannabis dient den Menschen nicht nur als Droge sondern auch als Medizin. Doch wie sieht es nach der Legalisierung mit kiffen bei der Arbeit aus?

Artikel lesen
Standard-Bildbeschreibungstext
Recht

13.02.2024

CBD am Steuer- Wirkung und Fakten beim Autofahren

Wie beeinflusst der Konsum von CBD die Fahrtüchtigkeit? Welche Auswirkung hat CBD auf Autofahren, Führerschein und ist es nachweisbar im Drogentest.

Artikel lesen
Standard-Bildbeschreibungstext
Recht

26.10.2023

Unterschied zwischen Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis endgültig geklärt

Die Legalisierung und Entkriminalisierung von Cannabis werden oft in einen Topf geworfen. Wir klären die Unterschiede für Cannabiskonsumenten.

Artikel lesen

FAQ

Darf ich Auto fahren, wenn ich medizinisches Cannabis konsumiere?

Ja, prinzipiell ist das möglich und erlaubt.

Gibt es einen bestimmten Grenzwert für Tetrahydrocannabinol (THC)?

Ja, in Deutschland gilt derzeit ein Höchstwert von 1 Nanogramm THC pro Milliliter Blut. Bei einer Überschreitung liegt ein Verstoß gegen die geltenden Straßenverkehrsvorschriften vor.

Kann die Einnahme von Cannabisarzneien zum Entzug des Führerscheins führen?

Ja, bei dem Nachweis von ärztlich verordnetem Cannabis in einer Menge, die die festgelegten Werte überschreitet, oder bei Fahrauffälligkeit, kann dies zum Entzug des Führerscheins führen.

Was ist eine MPU und wie kann es sich auf das Führen von Kraftfahrzeugen unter dem Einfluss von Cannabis auswirken?

Die medizinisch psychologische Untersuchung (MPU) ist eine Untersuchung, die in einigen Fällen nach einem Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung angeordnet werden kann. Der regelmäßige Nutzen von Cannabis (auch als Medikament) kann sich negativ auf das Bestehen der Untersuchung auswirken und daher auf die Erlaubnis zum Fahren.

Was kann ich tun, um sicherzustellen, dass das verordnete Cannabis meinen Status als sicherer Fahrer nicht beeinflusst?

Es ist empfehlenswert, bei dem Konsum von ärztlich verschriebenem Cannabis regelmäßig Untersuchungen und Beratungen von dem behandelndem Arzt in Anspruch zu nehmen, um sicherzustellen, dass man nach wie vor die erforderliche Fahreignung besitzt.

Finde mehr über Cannabis heraus!

Melde dich für unseren Newsletter an und erfahre mehr über Strains, Preisänderungen, interessante Blogbeiträge und neue Trends im Weed.de Universum. Versprochen - wir schicken dir nur relevanten Stoff!

Durch Deine Anmeldung bestätigst du, dass Weed.de dir E-Mails schicken darf.