
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Eine aktuelle Studie aus Basel zeigt: Der gezielte Konsum von Cannabis kann die psychische Gesundheit messbar verbessern.
- Teilnehmende berichteten von besserer Stimmung, weniger Angst und mehr Lebensqualität im Alltag.
- Cannabinoide wie THC und CBD wirken direkt auf die Psyche und emotionale Stabilität.
- Der Basler Versuch zeigt Potenzial für neue Behandlungsansätze bei mentalen Erkrankungen.
- Die Liberaliserung des Zugangs zu medizinischem Marihuana wird durch diese Ergebnisse gestützt.
Cannabis wird mit vielen Wirkungen verbunden. Dazu zählt auch die Annahme, dass Kiffen gute Laune oder gar albern macht. Doch stimmt das wirklich? Diese Frage stellen sich nun auch die Forscher im Zuge der fortschreitenden Legalisierung und gesellschaftlicher Akzeptanz. Was ist dran an dem Zusammenhang zwischen der Psychischen Gesundheit und dem Konsum von Cannabis?
Der Verkauf von kontrollierten Cannabisprodukten wird in immer mehr Ländern legalisiert, was eine Antwort die brennenden Fragen seitens Politik, Gesundheitswesen und Gesellschaft immer dringender macht. In diesem Artikel gehen wir verschiedenen Studien auf den Grund, die sich mit genau diesem Thema widmen und teilweise sogar zum Schluss kommen, Cannabis könne die mentale Gesundheit verbessern.
Was ist die Grundlage für die Aussage "verbesserte mentale Gesundheit durch Cannabis"?
Die Universität Basel und das Projekt Weed Care (1) bieten mit ihrer neuen Studie erstmals verlässliche Daten zur mentalen Gesundheit bei kontrolliertem Cannabiskonsum. Der Versuch, der über einen Zeitraum von sechs Monaten mit etwa 370 Personen aus dem Kanton Basel-Stadt durchgeführt wurde, zielte speziell darauf ab, die Auswirkungen eines regelmäßigen Konsums auf die Psyche zu untersuchen.
Alois Stutzer, der Studienleiter, und das Forschungsteam berichten (2), dass die Stimmung, das allgemeine Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit der Teilnehmenden besser wurden. Zur selben Zeit verringerten sich Symptome wie Panik, innere Unruhe oder depressive Verstimmungen.
Außerdem stellt eine kontrollierte Produktabgabe in lizenzierten Apotheken sicher, dass die Qualität einheitlich ist und auch kontrolliert dosiert wird.
Wie genau kann Cannabis auf die Psyche von Menschen wirken?
Cannabinoide der Cannabis Pflanze, wie THC und Cannabidiol (CBD), wirken im Endocannabinoid-System des menschlichen Körpers. Das ECS ist ist ein integraler Bestandteil des Nervensystems und fein abgestimmte Netzwerk reguliert grundlegende Prozesse wie Schlaf, Appetit, Stressverarbeitung und Stimmung. Es ist also nicht überraschend, dass die Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden intensiv untersucht werden.
- THC kann die Freisetzung von Dopamin beeinflussen und dadurch stimmungsaufhellend wirken
Denn THC bindet an den CB1-Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Dadurch kann die Ausschüttung von Dopamin im Belohnungssystem angeregt werden, was möglicherweise zu einem euphorischen Gefühl und gesteigertem Wohlbefinden führen kann. - CBD kann regulierend, angstlösend und stabilisierend auf das Nervensystem wirken
CBD bindet zwar nicht direkt an Cannabinoid-Rezeptoren, aber es kann auch deren Aktivität indirekt beeinflussen. Zudem kann CBD das körpereigene Anandamid länger verfügbar machen und zusätzlich über das Serotonin- und GABA-System beruhigend wirken. - THC und CBD können schmerzlindernd wirken und so psychisch entlasten
Über die CB1-Rezeptoren im Rückenmark kann THC die Weiterleitung von Schmerzreizen hemmen. Außerdem kann CBD entzündungshemmend wirken, was ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen kann. Durch weniger körperlicher Schmerz kann auch das psychische Wohlbefinden verbessert werden. - Cannabis kann bei Symptomen wie Angst oder posttraumatischem Stress unterstützend wirken
CBD kann die Stressverarbeitung im limbischen System beeinflussen und über bestimmte Rezeptoren angstlösende Effekte entfalten. Bei einzelnen Personen kann auch die THC eine kurzzeitige emotionale Entlastung entstehen, jedoch ist hier eine sorgfältige Dosierung nötig. - Wissenschaftliche Beobachtungen deuten darauf hin, dass Cannabis bei leichten psychischen Beschwerden helfen kann
Hierbei spricht man von möglichen Verbesserungen bei innerer Unruhe, Schlafproblemen, Stimmungsschwankungen oder chronischem Stress. Allerdings ist der therapeutische Nutzen aktuell bei schweren psychischen Erkrankungen nicht eindeutig belegt. - Die richtige Dosierung kann entscheidend für eine positive Wirkung sein
Da jeder Körper und auch jedes Das Endocannabinoid-System unterschiedlich reagiert, können zu hohe Dosen von THC können auch gegenteilige Effekte wie Unruhe oder Angst auslösen, während niedrig dosierter Konsum beruhigend wirken kann. Dies gilt auch für die Dosierung von CBD
Die Resultate, die aus der Studie in Basel herausgefunden wurden, stimmen zudem in diesen Punkten mit Beobachtungen aus Studien der USA überein und deutschen Studien zum Thema medizinisches Cannabis überein.
Welche Rolle spielt die gesetzliche Regulierung für den Erfolg solcher Studien?
Um Forschung zu diesem Thema ordentlich umsetzen zu können, war es notwendig, Cannabis zu freizugeben und zu regulieren. Deswegen wurde im Kanton Basel-Stadt im Rahmen des Programms „Weed Care“ über Apotheken Produkte an registrierte Personen verkauft, die eine gesetzliche Genehmigung haben.
Zuvor mussten sie eine E-Mail-Adresse angeben, sich identifizieren und erhielten medizinische Unterstützung. Ohne eine gesetzliche Freigabe, Studien zu Cannabis als Medizin durchzuführen, steht die Forschung in diesen Punkten still. Unter folgenden Aspekten wurde die Studie in Basel durchgeführt:
- Die Abgabe der Cannabis Produkte erfolgte über eigens geschulte Apotheken im Kanton
- Die Teilnehmenden durften zwischen verschiedenen Sorten mit unterschiedlichem THC- und CBD-Gehalt wählen
- Die Verwendung erfolgte ausschließlich für nicht-medizinische Zwecke (Freizeit)
- Die Gesetzgebung ermöglichte gleichzeitig Forschung und kontrollierte Umsetzung
- Ziel der Studie war, neue Erkenntnisse für eine evidenzbasierte Policy and Law-Entwicklung zu gewinnen
- Die Basler Medien begleiteten das Projekt intensiv und sorgten für transparente Kommunikation
Was sagen die Forschenden zur Verbesserung psychischer Gesundheit durch Cannabis?
Die Analyse der beteiligten Wissenschaftler zeigt klare Hinweise darauf, dass Cannabis in einer gezielten Medikation positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann.
Dies kann vor allem für Betroffenen gelten, die im traditionellen medizinischen System bislang wenig Unterstützung erhalten haben und andere Medikamente oder Therapieformen nicht so gut vertragen haben.
Hierbei steht ganz klar der therapeutische Vorteil für die Personen im Fokus, die unter chronischer Anspannung, innerer Unruhe oder milden depressiven Symptomen leiden. In mehreren dieser Erkrankungen konnten positive Effekte durch kontrollierten Konsums festgestellt werden. Auch soziale Faktoren wie Alltagsstress und Einsamkeit konnten spürbar gemildert werden.
Diese Untersuchung liefern wesentliche Argumente für die gegenwärtige gesellschaftliche und politische Diskussion über die Legalisierung von Cannabis. Der durch wissenschaftliche Beweise gestützte Vorteil könnte dazu dienen, neue therapeutische Ansätze zu konzipieren und die Versorgungslücke im Bereich psychischer Erkrankungen zu schließen.
Allerdings muss auch betont werden, dass sie Ergebnisse nur unter kontrollierten Bedingungen gemessen wurden.
Vergleich ausgewählter Studien zur Wirkung von Cannabis auf die Psyche
Die Zahl der Wissenschaftler, die sich weltweit mit den Auswirkungen von Cannabis auf die Psyche auseinandersetzen, nimmt zu. Und das ist auch gut so! Denn diese Studien aus diversen Ländern und Bundesstaaten bieten wertvolle Einsichten in potenzielle therapeutische Effekte.
Im Folgenden findest du drei Studien zu diesem Thema im Vergleich:
Studie | Ort | Teilnehmende | Ergebnisse |
Weed Care Basel | Schweiz | 374 | Verbesserte Stimmung, weniger Angst, mehr Energie |
MAPS PTSD Trial (3) | USA | 90 | Signifikanter Rückgang von posttraumatischem Stress |
Uni Heidelberg (CBD-Studie) (4) | Deutschland | 120 | Geringere Reizbarkeit, stabilere Schlafphasen |
Diese Studien und weitere verdeutlichen: Für viele Patienten kann Cannabis, abhängig von der Anwendungsart und der persönlichen Situation, eine spürbare Verbesserung der Lebensqualität mit sich bringen.
Fazit
Die Resultate aus Basel zeigen uns, dass Cannabis bei richtiger Nutzung und mit gesetzlicher Kontrolle und Freigabe zu einer besseren psychischen Gesundheit beitragen kann. Dies gilt insbesondere für Personen, die unter Stress, Angstzuständen oder Stimmungsschwankungen leiden. Denn sie berichten von spürbaren Alltagsverbesserungen.
Offensichtlich ist auch: Es bedarf noch umfangreicherer Forschungen, weiterer Studien und zusätzlicher Vergleiche. Das derzeitige Bild hingegen ist vielversprechend.
Quellen
- Swissinfo (2024): Basler Cannabisstudie hat Psyche von Kiffern verbessert. Verfügbar unter: https://www.swissinfo.ch/ger/basler-cannabisstudie-hat-psyche-von-kiffern-verbessert/89079019
- Universität Basel (2024): Liberalization of medical marijuana and mental health in the USA. Verfügbar unter: https://www.unibas.ch/en/News-Events/News/Uni-Research/Liberalization-of-medical-marijuana-and-mental-health-in-the-USA.html
- Angresius, Rebecca (2024): Medizinisches Cannabis im Spannungsfeld zwischen Therapie und Regulierung. Dissertation, Universität des Saarlandes. Verfügbar unter: https://publikationen.sulb.uni-saarland.de/bitstream/20.500.11880/37085/1/Dissertation%20Rebecca%20Angresius.pdf
- MAPS (Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies): Cannabis Research Overview. Verfügbar unter: https://maps.org/marijuana/marijuana-us/