
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis Konsum am Arbeitsplatz bleibt in vielen Ländern auch nach der Legalisierung ein sensibles Thema mit klaren Regelungen.
- Studien aus Kanada zeigen, dass die Legalisierung keine signifikante Veränderung beim Konsum während der Arbeitszeit bewirkt hat.
- Die Arbeitswelt in Deutschland steht durch die Umsetzung des Konsumcannabisgesetzes (CanG) vor neuen Herausforderungen und Aufgaben.
- Arbeitgeber sind verpflichtet, durch Gefährdungsbeurteilungen die Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten.
- Konsumverbot und klare Regelungen schaffen einen Rahmen für verantwortungsbewussten Umgang mit Cannabis.
Das Thema Kiffen am Arbeitsplatz ist in vielen Ländern ein heiß diskutiertes Thema. Dabei nimmt die Diskussion nach der Legalisierung erst richtig Fahrt auf. So fragen sich bestimmt viele Konsumenten gerade nach der Teil-Legalisierung in Deutschland: Darf ich bekifft arbeiten?
Hierbei fordern die meisten Arbeitgeber klare Regelungen und Konsumverbote am Arbeitsplatz, wodurch viele Arbeitnehmer vor der Herausforderung stehen, private Nutzung und berufliche Anforderungen in Einklang zu bringen. Dies erfordert auch Umdenken von Arbeitsprozessen, insbesondere in sicherheitskritischen Berufen, sind eine transparente Kommunikation und klare Richtlinien sehr wichtig. Hierzu erforschen Betriebe weltweit, von Kanada bis Deutschland, die Auswirkungen von Cannabis in der Arbeitswelt, um Lösungen für einen sicheren und produktiven Umgang zu schaffen.
In diesem Artikel erfährst du, wie Arbeitgeber mit dem Thema Cannabis am Arbeitsplatz umgehen, was deine Rechte als Patient sind und wie der Freizeitkonsum mit einem Arbeitsverhältnis im Kontext stehen
Wie hat sich die Arbeitswelt in Kanada nach der Legalisierung verändert?
Seitdem Cannabis in Kanada im 2018 legalisiert wurde, ist das Arbeitsumfeld überraschend stabil geblieben. Damit ist gemeint, dass es keinen Anstieg des Cannabis Konsums während der Arbeitszeit gab. (1) Vielmehr hat die Regulierung dazu beigetragen, den Umgang mit dem Thema zu normalisieren und Stigmata über den Cannabis Konsumenten abzubauen. Diese Erkenntnisse konnten auch in Studien festgehalten und bestätigt werden.
Unternehmen setzen im Umgang mit Cannabis am Arbeitsplatz auf klare Richtlinien, um Missverständnisse zu vermeiden. Dazu zählen auch Konsumverbote während der Arbeitszeit und Regelungen zur Gefährdungsbeurteilung und dem Arbeitsschutz. Gleichzeitig bleibt der Fokus auf der Sicherheit der Mitarbeiter, insbesondere in sensiblen Bereichen wie dem Straßenverkehr und der Industrie. Als Patient für medizinisches Cannabis gelten nochmals andere Regelungen.
Welche Konsequenzen hat die Legalisierung in Deutschland?
Am 1. April 2024 wurde der private Besitz, Anbau und Konsum von Cannabis in Deutschland teilweise mit dem Inkrafttreten des Cannabisgesetzes (CanG) legalisiert. Dies gilt jedoch nicht für grundsätzlich die Arbeitswelt.
Denn Arbeitgeber bleiben weiterhin verpflichtet, den Schutz der Beschäftigten und die Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten. Besonders bei Tätigkeiten mit erhöhtem Gefährdungspotenzial gelten strenge Maßstäbe und ein berauschender Zustand als Arbeitnehmer kann hier sehr gefährlich sein, egal ob von Medikamenten, Cannabis oder Alkohol. (2)
Folgende Maßnahmen sind für Unternehmen wichtig:
- Konsumverbote am Arbeitsplatz bleiben zulässig und sind arbeitsrechtlich gestützt. Hierbei haben Arbeitgeber das Recht, den Konsum während und vor der Arbeitszeit zu verbieten.
- Die Gefährdungsbeurteilungen müssen weiterhin durchgeführt, um Risiken durch möglichen Substanzeinfluss zu bewerten. In manchen Arbeitsfeldern müssen diese auch aktualisiert werden.
- Schulungen für Führungskräfte sind empfehlenswert und wichtig, um das Verständnis für einen rechtssicheren Umgang mit Cannabiskonsum und Verdachtsmomenten zu gewährleisten.
- Eine Anpassung von Arbeitsverträgen, Betriebsvereinbarungen und Richtlinien kann wichtig sein, um bestehende Regelungen klar an das neue Gesetz anzupassen und zu erweitern.
Abschließend lässt sich zusammen fassen, dass der Konsum von Cannabis nicht zur Beeinträchtigung der Arbeitsleistung oder zur Gefährdung anderer führen darf. Außerdem kann ein Verstoß gegen arbeitsrechtliche Pflichten, auch unter legalem Konsum, kann weiterhin Konsequenzen für den Job haben.
Was bedeuten die Regelungen für Arbeitnehmer?
Wie wir bereits gelernt haben, ist der private Konsum von Cannabis für Erwachsene in Deutschland außerhalb der Arbeitszeit legal, wenn der Konsum die Arbeitsfähigkeit nicht beeinträchtigt.
- Der Konsum während der Arbeitszeit oder auf dem Betriebsgelände ist verboten, außer du bist Patient für medizinisches Cannabis.
- Die Einhaltung aller Sicherheitsvorschriften, insbesondere in gefährdungsrelevanten Tätigkeiten (z. B. Maschinenbedienung, Verkehr) sind unerlässlich.
- Durch die Selbsteinschätzungspflicht musst du deine Arbeitsfähigkeit bewerten und deinem Arbeitgeber melden, wenn du dich durch Rauschwirkungen oder andere Gründe arbeitsunfähig fühlst.
Was gilt für Patienten mit medizinischem Cannabis?
Für Patienten mit medizinischem Cannabis gelten weiterhin gesonderte Regelungen. Denn der medizinische Konsum fällt hier nicht unter das CanG, sondern unter über das Arzneimittelgesetz (AMG). (3)
- Arbeitgeber dürfen den Cannabiskonsum in diesem Fall nicht generell verbieten, sofern die Patienten nicht konkrete in der Arbeitsfähigkeit oder Sicherheit beeinträchtigt sind.
- Patienten sind verpflichtet, selber einzuschätzen, ob sie unter Einfluss arbeitsfähig sind. Sonst könnten dem Arbeitnehmer bei Situationen wie einer Gefährdung Dritter oder eingeschränkter Leistungsfähigkeit, arbeitsrechtliche Schritte drohen.
- Ein medizinisch verordneter Cannabiskonsum darf vom Arbeitgeber nicht mit Freizeitkonsum gleichgesetzt werden.
- Eine sensible und offene Kommunikation ist wichtig, um eine gemeinsame Lösung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu finden und Verständnis für diese alternative medizinische Therapieform in der Arbeitswelt zu schaffen.
Welche Rolle spielen Gefährdungsbeurteilungen und Arbeitsschutz?
Arbeitgeber sind laut Gesetz dazu verpflichtet, Gefährdungsbeurteilungen regelmäßig durchzuführen. Dies gilt auch für mögliche Gefahren durch den Konsum von Cannabis. Hierbei ist die konkrete Auswirkung auf die Leistungsfähigkeit entscheidend und nicht der Konsum außerhalb der Arbeitszeit. Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)sind Arbeitgeber verpflichtet, mögliche Gefahren durch den Konsum von Cannabis zu bewerten.
Mithilfe der Ergebnisse dieser Beurteilungen können Unternehmen besser angemessene Maßnahmen ergreifen und ihre Mitarbeiter schützen. Diese Tabelle gibt dir einen groben Überblick darüber, wie Gefährdungen in verschiedenen Arbeitsbereichen bewertet werden:
Bereich | Beurteilungskriterien | Relevanz im Arbeitsschutz |
Sicherheitsrelevante Berufe | Reaktionsfähigkeit, Konzentration | Vermeidung von Fehlentscheidungen und Unfällen, z. B. im Rettungsdienst, auf dem Bau, etc. |
Umgang mit Maschinen | Motorische Fähigkeiten, Aufmerksamkeit | Schutz vor technischen Fehlbedienungen oder Gefahrensituationen, z. B. in der Produktion |
Straßenverkehr | Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit | Unfallprävention im gewerblichen Verkehr, z. B. für LKW-Fahrer, Außendienst, Logistikpersonal |
Fazit
Die Legalisierung von Cannabis bringt auch für die Arbeitswelt neue Chancen und Herausforderungen mit sich. Denn um die Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten, sind hier klare Regelungen für den Konsum von Cannabis nötig. Jedoch kämpfen auch am Arbeitsplatz viele Konsumenten nach wie vor gegen Stigmata oder trauen sich gar nicht, offen über ihren Konsum zu sprechen. Deswegen müssen Unternehmen und Arbeitnehmer gemeinsam an einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem Thema arbeiten.
Hierbei können transparente Richtlinien, regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen und eine offene Kommunikation die Auswirkungen der Cannabis Legalisierung auf die Arbeit positiv gestalten.
Für Patienten mit medizinischem Cannabis gelten nochmals andere Regeln. Jedoch ist auch hier eine transparente Kommunikation beider Seiten sehr wichtig.
Quellen
- Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). (2024, November). Cannabiskonsum bei der Arbeit und nach Arbeitsunfällen nach der Legalisierung in Kanada. Abgerufen von https://forum.dguv.de/ausgabe/11-2024/artikel/cannabiskonsum-bei-der-arbeit-und-nach-arbeitsunfaellen-nach-der-legalisierung-in-kanada
- Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV). (o. J.). Cannabis bei der Arbeit. Abgerufen von https://www.dguv.de/de/praevention/themen-a-z/suchtpraevention/cannabis-bei-der-arbeit/index.jsp
- Bundesministerium der Justiz (BMJ). (2024). MedCanG – Gesetz zur Versorgung mit Cannabis zu medizinischen Zwecken. Abgerufen von https://www.gesetze-im-internet.de/medcang/BJNR06D0C0024.html
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