
Wichtigste Erkenntnisse
- Etwa 2.500 der 17.000 deutschen Apotheken führen mittlerweile Cannabis-Produkte. Das entspricht jeder siebten Apotheke (14,7%)
- Es gibt spezialisierte Cannabis-Apotheken mit Vollsortiment und traditionelle Apotheken, die Cannabis als Zusatzsortiment zur Schulmedizin anbieten
- Während in Großstädten bereits 20 bis 25 Prozent der Apotheken Cannabis führen, sind es in ländlichen Gebieten nur 8 bis 12 Prozent
- Online-Plattformen ermöglichen Patienten den digitalen Zugang zu Cannabis-Ärzten und vereinfachen die Cannabis-Versorgung deutschlandweit
- Von klassischen Cannabisblüten über Edibles bis hin zu Cannabis-Sprays bieten moderne Apotheken verschiedene Alternativen für jeden Patiententyp
Seit der gesetzlichen Neuregelung im Jahr 2017 ist Medizinalcannabis in Deutschland für Patienten mit schweren Erkrankungen auf Rezept erhältlich.
Mit dem in Kraft treten des Cannabisgesetzes und der Entkriminalisierung im April 2024 wurde Medizinalcannabis aus dem Betäubungsmittelgesetz herausgelöst. Dadurch wurde der Zugang für Patienten erheblich erleichtert und die Versorgungssituation in Apotheken verbessert.
Aktuell führen etwa 2.500 der rund 17.000 Apotheken in Deutschland medizinisches Cannabis. Das heißt, es gibt heute Medizinalcannabis in jeder siebten Apotheke. In diesem Artikel erklären wir dir, warum mittlerweile jede siebte Apotheke in Deutschland medizinisches Marihuana anbietet, welche Unterschiede es zwischen spezialisierten und allgemeinen Apotheken gibt und welche Rolle die Telemedizin für die Versorgung spielt.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Seit der Teil Legalisierung am 1. April 2024 ist das Medizinal-Cannabisgesetz (MedCanG) in Kraft. Dieses Gesetzt regelt die Versorgung mit Cannabis zu medizinischen und medizinisch-wissenschaftlichen Zwecken. Medizinalcannabis wurde damit aus dem Betäubungsmittelgesetz herausgelöst und als normales verschreibungspflichtiges Arzneimittel eingestuft.
Damit können Ärzte aller Fachrichtungen medizinisches Cannabis verschreiben, ohne dass eine besondere Genehmigung notwendig ist. Vor der Teil Legalisierung war es recht schwer als Patient diese Therapieform genehmigt zu bekommen, da vorher alle Alternativen ausgeschöpft werden mussten. Zudem sind viele Ärzte nicht gut genug über Marihuana als Therapieform geschult, weswegen sich viele schwer tun and taten, dieses zu verschreiben.
Heute erfolgt die Verschreibung auf einem normalen Rezept, was du auch als Selbstzahler als Privatrezept bekommen kannst.
Die Verfügbarkeit von Medizinalcannabis in Deutschland
Die Verteilung der Cannabis-Apotheken fällt innerhalb von Deutschland regional sehr unterschiedlich aus. In Ballungsräumen und größeren Städten ist die Apotheken-Dichte deutlich höher, während ländliche Gebiete oft noch weniger Anlaufstellen für die Cannabis-Versorgung haben.
In dieser Tabelle findest du einen kurzen Überblick zu der Verteilung in Deutschland:
Region | Anteil Cannabis-Apotheken | Was ist besonders? |
Großstädte | 20 bis 25 Prozent | Hohe Spezialisierung, viele verschiedene Darreichungsformen |
Mittelstädte | 12 bis 18 Prozent | Gemischte Modelle, Standard-Cannabisblüten verfügbar |
Ländliche Gebiete | 8 bis 12 Prozent | Meist nur als Zusatzsortiment zur normalen Schulmedizin |
Aufgrund der ungleichmäßigen Verteilung in Deutschland ist die Verbreitung der Telemedizin ein wichtiger Wachstumstreiber für den Cannabis-Apothekenmarkt.
Die Rolle der Telemedizin
Ein stetig wachsender Teil der Versorgung mit Medizinalcannabis erfolgt heute über telemedizinische Plattformen. Hierbei ermöglichen Online-Plattformen es Patienten, Cannabis-Rezepte digital von spezialisierten Ärzten zu erhalten. Diese Entwicklung hat die Nutzung von medizinischem Marihuana deutlich vereinfacht und mehr Apotheken dazu bewogen, diese Produkte aufzunehmen.
Folgende Leistungen bieten dir Plattformen der Telemedizin:
- Online-Beratungen mit Ärzten zu deiner gewünschten Therapieform
- Digitale Rezeptausstellung durch einen Arzt
- Zeitersparnis und ortsunabhängigen Zugang
- Besonders hilfreich in strukturschwachen Regionen
Die Telemedizin hilft vor allem dabei, Versorgungslücken zu schließen und den Zugang zur Therapie für jedermann zu vereinfachen.
Unterschiede zwischen Apothekentypen
Bei den Apotheken, die Cannabis als Medizin anbieten und vertreiben, unterscheiden wir in zwei Typen.
Es gibt Apotheken, die sich auf Cannabis spezialisiert haben und welche, die Cannabis als zusätzliches Sortiment führen.
Spezialisierte Cannabis-Apotheken bringen folgende Punkte mit sich:
- Fokus auf Cannabistherapie
- Breites Sortiment: Blüten, Extrakte, Sprays
- Geschultes Personal mit Expertise zu Wirkstoffen und Indikationen
- Intensive Beratung
- Kooperation mit Cannabis-Ärzten und Telemedizin-Plattformen
- Oft Versandservice und Rezeptabwicklung per App oder Website
Allgemeine Apotheken mit Cannabis-Zusatzsortiment bieten dir:
- Cannabisprodukte als ergänzendes Angebot
- Die Auswahl ist meist nur auf Standardprodukte begränzt
- Grundlegende Beratung zur Anwendung etc.
- Kein Schwerpunkt auf Cannabis
Marktentwicklung und internationale Vergleiche
Der deutsche Markt für Medizinalcannabis wächst kontinuierlich. Dadurch nimmt die Anzahl der Verschreibungen zu, ebenso das Sortiment in den Apotheken.
Mittlerweile zählt Deutschland zu den größten Märkten für medizinisches Gras in Europa. Der Bedarf an Cannabisblüten, Extrakten und neuen Darreichungsformen wie Tinkturen steigt. Gleichzeitig zeigt uns ein Vergleich mit Ländern wie Kanada, Australien oder den Niederlanden, dass Deutschland in Sachen Angebot und Digitalisierung noch Entwicklungspotenzial hat.
Land | Markt | Rezept verfügrbar? | Angebot | Besonderheit |
Deutschland | Wachsender Markt | Ja | Hoch | Apothekenbindung, staatlich kontrollierte Abgabe |
Kanada | Etabliert | Teils | Sehr hoch | Cannabis Clinics, freier Handel |
Kalifornien (USA) | Voll etabliert | Teils | Extrem hoch | Stores, Selbstanbau, breites Produktspektrum |
Niederlande | Stabil etabliert | Ja | Mittel | Eingeschränktes Angebot über Apotheken |
Australien | In dynamischer Entwicklung | Ja | Hoch | Starkes Wachstum durch Telemedizin |
Fazit
Die Tatsache, dass heutzutage Medizinalcannabis in jeder siebten Apotheke erhältlich ist, ist ziemlich beeindruckend und zeigt den stetigen Wandel im Umgang mit Cannabis in Deutschland. Denn die rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich gelockert und die Nachfrage durch Patienten steigt. Außerdem bringt die Telemedizin einen erleichterten Zugang von Marihuana als Therapie oder Ergänzung für viele Menschen.
Das zeigt auch, dass Cannabis schon längst mehr als ein gesellschaftliches Streitthema ist. Es hat sich als echte therapeutische Alternative innerhalb der modernen Medizin bewiesen und kann durch die neuen gesetzlichen Regelungen auch besser wissenschaftlich erforscht werden. Die Entwicklung geht weiter, und Medizinalcannabis bleibt ein zentrales Thema für Patientinnen, Ärzte, Apotheken und die gesamte Branche.
Quellen
- Handelsblatt (2024, April). Cannabis-Legalisierung: Was sich jetzt für Patienten und Apotheken ändert. Abgerufen von: https://www.handelsblatt.com/technik/medizin/cannabis-legalisierung-was-sich-jetzt-fuer-patienten-und-apotheken-aendert/100027627.html
- Neue Osnabrücker Zeitung (2025, April). Cannabis lässt sich einfach online bestellen – ist die Apotheke der bessere Schwarzmarkt. Abgerufen von: https://www.noz.de/deutschland-welt/panorama/artikel/cannabis-laesst-sich-einfach-online-bestellen-ist-die-apotheke-der-bessere-schwarzmarkt-48638745