Inhaltsverzeichnis
Die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zahlreiche Studien haben die potenziellen therapeutischen Vorteile von Cannabinoiden, den in der Cannabispflanze vorkommenden chemischen Verbindungen, aufgezeigt. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, hat sich die Haltung gegenüber medizinischem Cannabis gelockert. Dennoch sind bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, um Cannabis auf Rezept zu erhalten.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns damit, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit ein Arzt einem Patienten Cannabisarzneimittel verordnen kann.
Gesetzliche Grundlage und Anwendungsbereiche
Die gesetzliche Grundlage für den legalen Zugang zu Cannabisarzneien in Deutschland wurde im März 2017 geschaffen. Das Gesetz ermöglicht es, bei bestimmten schweren Erkrankungen Cannabis als medizinische Therapieform anzuwenden. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig, allerdings nicht konkret festgelegt. Wichtig ist, dass andere Therapieoptionen ausgeschöpft sein müssen. Das lässt einen gewissen "Spielraum" zu. Von 2017 bis 2022 mussten Cannabispatienten vor Beginn der Therapie der Teilnahme an einer Begleiterhebung, die das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ins Leben gerufen hat, zustimmen, um umfassende Erkenntnisse zu erlangen.
Die Voraussetzungen, um Cannabis als Medizin zu erhalten
Medizinische Indikation
Der erste Schritt für den legalen Erhalt von Cannabis als Medizin ist das Vorliegen einer Indikation. Das bedeutet, dass der Patient an einer Krankheit leidet, bei der der Einsatz von Cannabis als Therapieoption in Erwägung gezogen werden kann. Typische Indikationen können chronische Schmerzen, Spastiken bei Multipler Sklerose, Übelkeit und Erbrechen bei Chemotherapie oder bestimmte Formen von Epilepsie sein. Aber auch bei ADHS, Morbus Crohn, Depressionen und Migräne zeichnet sich die Anwendung von Cannabis bereits als sehr hilfreich ab, um die Symptome zu lindern und den Patientinnen und Patienten ein Stück Lebensqualität zurückzugeben.
In der Palliativmedizin werden Cannabisarzneien begleitet eingesetzt, um Schmerzen zu lindern, den Appetit anzuregen, Übelkeit und Erbrechen zu lindern und um den Schlaf zu fördern.
Einen Arzt aufsuchen
Um Medizinalcannabis auf Rezept zu erhalten, ist eine eingehende Beratung und Diagnose durch einen Arzt erforderlich. Hierbei handelt es sich im besten Fall um einen Spezialisten, der mit den therapeutischen Anwendungen von Cannabis vertraut ist. Der Arzt prüft die medizinische Vorgeschichte des Patienten, führt Untersuchungen durch und entscheidet, ob die Anwendung sinnvoll und sicher ist. Ärzte jeder Fachrichtung, außer Zahn- und Tierärzte sind dazu befugt, Cannabisblüten und weitere cannabisbasierte Arzneien zu verschreiben.
Leider sind viele Ärzte nicht vertraut mit der Anwendung von THC - oder CBD haltigen Arzneien, sodass sich die Suche nach einem geeigneten Arzt, der einen während der gesamten Therapie professionell begleitet, als schwierig erweisen kann.
Ausschöpfung konventioneller Therapien
In Deutschland ist es eine Voraussetzung, dass der Patient zuvor konventionelle Therapieoptionen ausgeschöpft hat, bevor eine cannabisbasierte Therapie in Betracht gezogen wird. Dies soll sicherstellen, dass andere, etablierte Behandlungsmethoden gründlich getestet wurden, bevor zu Cannabis als alternativer Therapieoption gegriffen wird. Außerdem muss der Arzt vor der Verordnung eine Verbesserung des Zustands durch die Einnahme von Cannabisarzneien vermuten und dass sie sich positiv auf die schwerwiegende Symptome oder den Krankheitsverlauf auswirken.
Rezept vom Arzt
Bei einer positiven Entscheidung des Arztes stellt dieser ein Rezept für Cannabis aus. Dieses Rezept ist entscheidend für den weiteren Prozess und die legale Beschaffung der Arzneien.
Auswahl und Bezug der Medikamente
Mit dem Rezept kann der Patient das Medizinalcannabis von einer Apotheke beziehen. Diese Produkte unterliegen strengen Qualitätsstandards und enthalten genau definierte Mengen an Cannabinoiden. Der Patient kann zwischen verschiedenen Arzneimitteln wählen, die auf seine spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Das bespricht er aber im Vorfeld mit seinem Arzt.
In Deutschland sind derzeit mehrere cannabisbasierte Medikamente erhältlich, die auf dem Wirkstoff Cannabidiol (CBD) oder Tetrahydrocannabinol (THC) basieren. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Fertigarzneien standardisiert sind und strengen Qualitätsstandards unterliegen. Beispiele hierfür sind das Mundspray Sativex® und die Fertigarzneien Dronabinol und Nabilon.
Es gibt aber auch die Möglichkeit, Cannabis in Form von getrockneten Blüten oder als Extrakt einzunehmen. Auch hier wird die Qualität der Produkte strengstes überwacht.
Kostenübernahme
Die Kosten für das Cannabis werden in Deutschland in der Regel nicht von den Krankenkassen übernommen und somit muss der Patient diese selbst tragen. Das kann teuer werden und ist genau genommen nicht fair, denn die Kosten für die meisten Arzneien, die eine medizinische Notwendigkeit haben, werden von den Krankenkasse ohne vorherige Beantragung übernommen. Es gibt jedoch in bestimmten Fällen die Möglichkeit, eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse zu beantragen. Hierzu ist eine sorgfältige Begründung der medizinischen Notwendigkeit erforderlich, ansonsten wird es zu keiner Genehmigung zur Kostenübernahme seitens der GKV kommen.
Der Antrag auf die Übernahme der Kosten kann gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder einem Patientenberater für Cannabisarzneien ausgefüllt und gestellt werden. Wichtig ist, dass der Antrag vor Beginn der Therapie eingereicht wird.
Fazit
Der legale Zugang zu medizinischem Cannabis auf Rezept erfordert erstmals eine schwerwiegende Erkrankung und die Diagnose eines Arztes, der abwägt, dass Cannabisarzneien zur Symptomlinderung beitragen können. Es ist wichtig zu betonen, dass der Einsatz von Cannabis nicht für alle Erkrankungen geeignet ist und immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte. Eine individuelle Abwägung der Risiken und Vorteile ist entscheidend, um eine optimale therapeutische Wirkung zu erzielen und mögliche Nebenwirkungen zu minimieren.
Quellen
Mehr lesen