
Wichtigste Erkenntnisse
- Der Konsum von Cannabis während der Stillzeit hat Auswirkungen auf die Muttermilch und das Kind, da THC über die Muttermilch übertragen werden kann.
- Studien zeigen, dass der Cannabiskonsum die Entwicklung des Babys beeinflussen kann, da THC in kleinen Mengen in der Muttermilch nachweisbar bleibt.
- Die American Academy of Pediatrics empfiehlt, während der Stillzeit auf den Cannabiskonsum zu verzichten, um mögliche Risiken für das Kind zu vermeiden.
- Edibles und andere Cannabisprodukte haben ähnliche Auswirkungen wie das Rauchen von Cannabis, da Cannabinoide auch hier in den Körper und in die Muttermilch gelangen können.
Immer mehr Frauen setzen sich heutzutage kritisch mit ihrer Gesundheit auseinander. Dies geschieht auch gerade in sensiblen Lebensphasen wie der Schwangerschaft und Stillzeit. Hierbei wirft auch der Konsum von Cannabis immer wieder Fragen auf, die nicht so leicht zu beantworten sind: Welche Auswirkungen hat THC auf mein Baby? Was sagt die Wissenschaft und mein Arzt? Welche Auswirkungen haben andere starke Medikamente, wenn ich auf Cannabis verzichte?
Während medizinische Fachgesellschaften wie die American Academy of Pediatrics dringend vom Cannabiskonsum während der Stillzeit abraten, berichten einige Mütter von positiven Erfahrungen. Diese sind Linderung von Schmerzen, Angstzuständen oder Schlafproblemen oder der Verzicht auf andere schwere Medikamente. Aber was bedeutet das für das Baby?
Das Cannabinoid THC, der psychotrope Bestandteil von Cannabis, ist nicht gut für die Entwicklung des Babys und es gibt das Risiko beim Cannabis Konsum der Mutter, dass es auch in der Muttermilch enthalten ist.(1)
In diesem Beitrag beleuchten wir die bekannten Risiken, wissenschaftlichen Erkenntnisse und persönlichen Erfahrungsberichte.
Was sagen Forscher zu Cannabis Konsum in der Stillzeit?
Forscher und Organisationen wie die American Academy of Pediatrics raten dazu, auf Cannabis während der Stillzeit zu verzichten. (2) Grund dafür ist das Risiko von gesundheitlichen Schäden des Babys.
Denn einige Untersuchungen deuten auch darauf hin, dass Cannabis die Entwicklung des Gehirns und andere körperliche Funktionen des Kindes beeinträchtigen könnte.
Eine aktuelle Studie aus den USA bestätigt, dass THC nicht nur schnell, sondern auch über einen längeren Zeitraum hinweg in der Muttermilch nachweisbar bleibt. (3) Bei wiederholtem Konsum kann sich der THC-Gehalt sogar steigern. Bisherige Schätzungen gehen oft von etwa 6 Stunden aus. Eine Studie von Baker et al. (2018) (4) zeigt jedoch, dass THC je nach Konsummuster bis zu sechs Tage in der Muttermilch nachweisbar bleiben kann.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass THC die Motorik und die kognitive Entwicklung von Säuglingen beeinflussen kann, wenn es in ausreichender Menge aufgenommen wird.
Was sagen einzelne Erfahrungsberichte?
Aktuell gibt es einige Erfahrungsberichte von Müttern, die in den Bundesstaaten leben, in denen der Cannabiskonsum legal ist. Diese haben während der Stillzeit Cannabis konsumiert und berichten von unterschiedlichen Erfahrungen.
Hierbei beziehen sich positive Erfahrungsberichte vor allem auf Probleme in der Stillzeit wie Schlafstörungen und Stress.
Dennoch berichten andere Mütter hingegen von Bedenken bezüglich der Gesundheit ihres Kindes und der möglichen Risiken beim Cannabis Konsum während der Stillzeit. Der Konsum von Cannabis während des Stillens bleibt weiterhin ein umstrittenes Thema, da die Erfahrungsberichte so vielfältig wie die Expertenmeinungen sind.
Sind Edibles harmloser in der Stillzeit?
Falls du dich nun fragst, ob diese Empfehlungen auch für Edibles oder andere Cannabis Produkte gelten ist die Antwort: Ja. Auch bei Produkten wie Edibles gelangt THC in den Körper und wird in gewisser Menge in die Muttermilch übertragen.
Außerdem wirken Edibles in der Regel verzögert, wodurch eine genaue Dosierung noch viel höher sein kann und auch der Abbau dauert hier länger. Dies erhöht das Risiko, dass schon bei geringer Dosierung oder bei einer Überdosierung mehr THC in der Muttermilch enthalten sein könnte, die schließlich zur Ernährung des Kindes vorgesehen ist.
CBD und Stillen
Zur Schmerzlinderung, Entspannung und Hilfe bei Schlafproblemen wird von einigen Frauen auch vermehrt CBD, des nicht psychotroper Cannbinoid der Cannabispflanze, in Betracht gezogen.
Allerdings gibt es bislang keine ausreichenden und fundierten wissenschaftlichen Studien, die die Sicherheit von CBD während der Stillzeit bestätigen. Deswegen raten Fachgesellschaften und Gesundheitsbehörden nach wie vor vom Konsum ab. Denn es ist nicht erforscht, ob und wie viel CBD in die Muttermilch übergeht und welche Auswirkungen es auf das gestillte Kind haben könnte.
Zudem ist es möglich, dass einige CBD-Produkte Rückstände von THC oder andere Verunreinigungen enthalten, was ein zusätzliches Risiko darstellen kann.
Hier gilt das gleiche wie für Cannabis mit THC: Erfahrungsberichte über positive Effekte ersetzen keine wissenschaftliche Evidenz und sollten nicht als Grundlage für medizinische Entscheidungen dienen.
Cannabis und Stillzeit – zwischen Realität, Risiko und fehlenden Antworten
Die wissenschaftliche Forschung zu Frauen allgemein ist schon begrenzt und damit leider auch noch mehr die Forschung zu Cannabis in der Stillzeit. Hierbei basieren viele Empfehlungen auf Vorsorgeprinzipien und nicht auf belastbaren Langzeitstudien.
Damit bleibt die Frau am Ende des Tages selbst vor der Entscheidung, Vorteile und Risiken abzuwägen und eine vertretbare Entscheidung zu treffen.
Deshalb dient dieser Artikel nicht nur dazu, bekannte Risiken und Forschungsergebnisse zu teilen, sondern sich zu fragen: Wie können Mütter so eine wichtige Entscheidung treffen, wenn auch die Wissenschaft noch keine eindeutigen Antworten bieten kann?
Fazit
Es ist wichtig, dass Mütter, die während der Stillzeit Cannabis konsumieren, sich der potenziellen Risiken bewusst sind. Denn THC kann in der Muttermilch nachgewiesen werden und möglicherweise Auswirkungen auf das Baby haben.
Auch wenn einige Mütter positive Erfahrungen mit dem Konsum von Cannabis während der Stillzeit gemacht haben, überwiegen die wissenschaftlichen Empfehlungen, die davon abraten.
Die langfristigen Auswirkungen auf die Entwicklung des Babys sind noch nicht vollständig erforscht, daher sollte man sich stets gut informieren und im Zweifelsfall auf den Konsum von Cannabisprodukten verzichten.
Quellen
- Stillen-Institut. (2023). Cannabis und Stillen: Informationen zur aktuellen Debatte. Abgerufen am 17. Juni 2025, von https://www.stillen-institut.com/de/cannabis-und-stillen-informationen-zur-aktuellen-debatte.html
- Ryan, S. A., Ammerman, S. D., & O’Connor, M. E. (2018). Marijuana use during pregnancy and breastfeeding: Implications for neonatal and childhood outcomes. Pediatrics, 142(3), e20181889. https://doi.org/10.1542/peds.2018-1889
- WAZ. (2023, September 4). Cannabis in der Stillzeit: Neue Studie überrascht Forscher. Abgerufen am 17. Juni 2025, von https://www.waz.de/leben/article242335352/Cannabis-in-der-Stillzeit-Neue-Studie-ueberrascht-Forscher.html
- Baker, T., Datta, P., Rewers-Felkins, K., Thompson, H., Kallem, R. R., & Hale, T. W. (2018). Transfer of inhaled cannabis into human breast milk. Obstetrics & Gynecology, 131(5), 783–788. https://doi.org/10.1097/AOG.0000000000002575