
Wichtigste Erkenntnisse
- Regelmäßiges Kiffen kann vor allem durch die Mundtrockenheit die Entstehung von Karies, Paradontitis und Zahnverlust begünstigen.
- Cannabiskonsumenten benötigen für die Zahnentfernung oft höhere Dosen an Betäubungsmitteln. Gib deinem Arzt vorher also kurz Bescheid, dass du Cannabis konsumierst.
- Egal ob Zigarette oder Joint, Rauchen erhöht das Risiko für Entzündungen nach der OP. Deswegen sollte man nach dem Eingriff mindestens 72 Stunden auf Cannabis und 5–7 Tage auf Zigaretten verzichten.
- Das Cannabinoid kann entzündungshemmend wirken und Schmerzen lindern, sollte aber nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt eingenommen werden.
Kaum jemand geht gerne zum Zahnarzt, trotzdem muss es ab und zu sein. Steht dann ein größerer Eingriff an, etwa eine Weisheitszahn-OP oder eine andere Zahnbehandlung, solltest du dich gut darauf vorbereiten. Besonders, wenn du rauchst oder ab und zu kiffst, gibt es ein paar Dinge, die du rund um deine Zahn-OP beachten solltest. Das gilt für die Vorbereitung auf den Eingriff, aber noch viel mehr für die Nachsorge nach der Entfernung der Zähne.
Damit du gut auf die Zahnentfernung vorbereitet bist, erklären wir dir in diesem Artikel, welche Auswirkungen der Konsum von Cannabis vor, während und nach dem Eingriff haben kann und wann du nach der Operation frühestens wieder rauchen kannst. Außerdem erklären wir dir, warum CBD-Produkte nach der OP eine Alternative zum Kiffen sein könnten.
Sollte ich nach einer Weisheitszahn OP Cannabis rauchen?
Nach einer Weisheitszahn-OP stellen sich manche Patientinnen und Patienten die Frage, ob sie bereits wieder einen Joint rauchen können. Die Antwort lautet jedoch leider Nein.
Nach dem Ziehen der Weisheitszähne braucht der Körper Zeit und Ruhe, um die offenen Wundstellen zu schließen. Besonders wichtig ist dabei, dass sich ein stabiler Blutpfropf in deiner Zahntasche bildet, welcher vor Infektionen schützen und die Heilung beschleunigen kann. Leider ist gerade das Rauchen und jede Inhalation kontraproduktiv zum Heilungsprozess. Die genauen Zusammenhänge erklären wir dir im nächsten Absatz.
Warum der Griff zum Joint problematisch ist
Es gibt mehrere gesundheitliche Gründe, weswegen du nach so einer OP am besten erstmal Pause, vor allem vom Rauchen, machen solltest (1). Hierzu gehören neben dem Joint auch E-Zigaretten oder Vapes die vermieden werden sollten! Das Ziehen am Joint kann Unterdruck im Mund erzeugen, wodurch sich wiederum der Blutpfropf lösen kann. Ohne diesen Blutpfropf könnte eine sogenannten trockenen Alveole entstehen, welche eine sehr schmerzhafte Entzündung der Wundstelle ist. Das klingt etwas unangenehm, oder?
Hinzu kommt das Problem, dass der heiße Rauch reizende Stoffe enthält, die das ohnehin empfindliche Gewebe zusätzlich belasten können. Wer Tabak im Joint verwendet, steigert dieses Risiko noch weiter, da Nikotin die Durchblutung der Schleimhaut verschlechtern und Entzündungen fördern kann.
Der Konsum von THC selbst kann außerdem die Speichelproduktion hemmen, das allseits bekannte "Pappmaul". Das klingt vielleicht erstmal harmlos, kann aber dazu führen, dass weniger antibakterielle Substanzen im Mund zirkulieren. Dadurch kann ein ernstzunehmendes Risiko in der Heilungsphase entstehen.
Zudem kann der dauerhafte Konsum, gerade durch Rauchen aber auch durch Inhalation, generell ein Risiko für deine Zahngesundheit darstellen. Denn verschiedenen Studien beobachteten, dass regelmäßige Konsumenten häufiger unter Mundtrockenheit leiden, was die Schutzfunktion des Speichels reduziertund so das Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen erhöht. Zudem zeigen Betroffene oft eine höhere Neigung zu Paradontitis und Zahnverlust (2,3).
Gibt es risikoärmere Wege für den Konsum?
Falls du als Patient nicht auf den Konsum von medizinischem Cannabis verzichten kannst, sind Alternativen gefragt, die den Mundraum und deinen Körper bei der Heilung nicht zusätzlich belasten. Du solltest dir jedoch im Klaren darüber sein, dass jeder dieser Optionen trotzdem nicht optimal für die Heilung direkt nach der OP sind. Außerdem solltest du die Einnahme vorher mit deinem Arzt absprechen:
- THC-haltige Edibles wie Kekse oder Tropfen können eine Möglichkeit sein. Jedoch ist es nicht empfehlenswert, sie direkt nach der OP einzunehmen. Denn sie können das Wundgewebe reizen, die Heilung verzögern und das Infektionsrisiko erhöhen.
Wichtig: Die Lebensmittel sollten weich sein, um die Wunde nicht mechanisch zu reizen. - THC-haltige Kapseln können eine schonende Alternative nach der Weisheitszahn-OP sein, da sie systemisch wirken und die Mundschleimhaut nicht reizen. So werden offene Wunden nicht belastet, wie es beim Rauchen oder Vaporisieren der Fall sein könnte.

- Sublinguale Produkte wie Tropfen unter der Zunge umgehen zwar den Magen-Darm-Trakt, belasten aber trotzdem den Mundbereich, besonders die empfindliche Schleimhaut unter der Zunge. Direkt nach einer Zahn-OP ist auch diese Region oft mitbetroffen oder durch die Wundheilung besonders empfindlich.
- Vaporizer mit Temperaturkontrolle bieten theoretisch eine etwas "mildere Variante" als Rauchen, sollten aber frühestens eingesetzt werden, wenn die Wunde nicht mehr offen ist. Auch hier kann der Blutpfropf durch die Hitze und das Inhalieren selber gelöst werden und das Risiko von Entzündungen erhöhen. Diese Variante ist deshalb vor allem in der ersten Zeit nach der OP ungeeignet und sollte im besten Fall erst nach einer kompletten Ausheilung wieder aufgenommen werden.
Die Einnahme sollte jedoch stets mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden, da durch den Wirkstoff THC Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auftreten können sind. Wichtig sind auch die richtige Dosierung und der passende Zeitpunkt der Einnahme, um Schmerzen und Entzündungen lindern zu können, ohne die Heilung zu beeinträchtigen.
Kann CBD als Alternative nach der Zahn-OP verwendet werden?
Auch CBD, zum Beispiel CBD-Öle oder Lutschtabletten, könnte als Alternative zum Rauchen oder Einnahme THC-haltiger Produkte herhalten. Denn CBD kann entzündungshemmend wirkenund könnte Schmerzen lindern, was nach der OP grundsätzlich unterstützend sein könnte (4).
Allerdings können sublinguale Produkte wie CBD-Öle die empfindliche Mundschleimhaut direkt nach der OP reizen und dadurch die Heilung beeinträchtigen. Deshalb solltest du diese Produkte auch erst nach Rücksprache mit dem Zahnarzt verwenden.
Cannabis und Betäubung: Was du vor der OP wissen solltest
Regelmäßiger Cannabiskonsum kann nicht nur die Heilung, sondern auch den gesamten Ablauf einer Weisheitszahnentfernung beeinflussen. Studien zeigen, dass Konsumenten höhere Dosen von Narkosemitteln wie Propofol, Midazolam, Ketamin und Fentanyl benötigen (5). Außerdem könnten theoretisch Komplikationen wie Herzrasen, Atemprobleme, Übelkeit und ein erhöhtes Thromboserisiko auftreten, vor allem wenn andere Risikofaktoren wie eine beeinträchtigte Gesundheit mit dazu kommen. Besprich deinen Cannabiskonsum daher unbedingt offen mit deinem Kieferchirurgen oder der Anästhesie, damit die Narkose sicher an deinen Konsum angepasst werden kann.
Fazit
Wenn du vor einem zahnmedizinischen Eingriff stehst, solltest du achtsam mit dem Rauchen von Cannabis und Nikotin umgehen. Die Giftstoffe in Zigaretten können nach der OP Entzündungen fördern, während der Zug an Zigarette oder Joint den Blutpfropfen lösen könnte, welcher die leere Zahntasche ausfüllt.
Auch während der OP kann es zu Komplikationen kommen kann, da Cannabiskonsumenten eine andere Menge Betäubungsmittel brauchen. Deswegen solltest du vor dem Eingriff unbedingt transparent im Kontakt mit deinem Arzt oder Anästhesisten über deinen Konsum sprechen, damit er die Dosis der Narkose individuell auf dich anpassen kann.
Nach der OP solltest du als Raucher während der Genesung für einige Zeit aufs Rauchen und Kiffen verzichten, um Komplikationen zu vermeiden. Andere Cannabinoide wie CBD können dir dabei helfen, das Verlangen nach Cannabis zu stillen. Sie helfen außerdem dabei, Schmerzen und Schwellungen zu lindern.
Auch unabhängig von einer Zahnentfernung wie Weisheitszahn-OPs solltest du gut auf deine Zahnpflege achten, wenn du regelmäßig Cannabis konsumierst, um Zahnschäden vorzubeugen und große Schäden zu vermeiden.
Rechtlicher Hinweis
Dieser Artikel dient ausschließlich der neutralen Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Die Anwendung von medizinischem Cannabis in Deutschland erfordert eine ärztliche Verschreibung und sollte nur unter medizinischer Aufsicht erfolgen.
Quellen
- Max, A.Z. (2023) The impact of smoking after wisdom tooth removal: How to ensure a healthy recovery, AZ Max. AZ Oral Surgery. Verfügbar unter: https://azoralsurgery.com/2023/12/29/the-impact-of-smoking-after-wisdom-tooth-removal-how-to-ensure-a-healthy-recovery/ (Accessed: March 31, 2025).
- Clonan, E. et al. (2025) “Frequent recreational cannabis use and its association with caries and severe tooth loss: Findings from the National Health and Nutrition Examination Survey, 2015-2018,” Journal of the American Dental Association (1939), 156(1), pp. 9-16.e1. Verfürbar unter: https://doi.org/10.1016/j.adaj.2024.10.005.
- Bouloux, G.F., Steed, M.B. and Perciaccante, V.J. (2007) “Complications of third molar surgery,” Oral and maxillofacial surgery clinics of North America, 19(1), pp. 117–28, vii. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/j.coms.2006.11.013.
- Suski, P. et al. (2024) “The role of THC and CBD in dentistry – a review of impacts on oral health,” Journal of Pre-Clinical and Clinical Research, 18(3), pp. 250–254. Verfügbar unter: https://doi.org/10.26444/jpccr/191337.
- Ripperger, D., Atte, A. and Ritto, F. (2023) “Cannabis users require more anesthetic agents for general anesthesia in ambulatory oral and maxillofacial surgery procedures,” Journal of oral and maxillofacial surgery: official journal of the American Association of Oral and Maxillofacial Surgeons, 81(12), pp. 1460–1465. Verfügbar unter: https://doi.org/10.1016/j.joms.2023.09.008.








