
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis kann die Wirkung von Narkosemitteln beeinflussen, insbesondere bei regelmäßigem Konsum.
- THC bleibt lange im Körper und verändert, wie Anästhesisten Medikamente dosieren müssen.
- Kiffen vor einem Eingriff kann die Anästhesie herausfordern, vor allem bei Vollnarkose.
- Studien zeigen Unterschiede bei Schmerzempfinden und Kreislaufverhalten bei Cannabis-Konsumenten.
- Ehrliche Kommunikation mit dem OP-Team ist wichtig, um die richtige Medikamentendosis zu bestimmen.
Wenn du regelmäßig Cannabis konsumierst und eine Operation bevorsteht, solltest du das dem medizinischen Team unbedingt mitteilen. Der Wirkstoff THC beeinflusst zentrale Körperfunktionen wie Blutdruck, Nervensystem und Schmerzempfinden. Damit hat er direkten Einfluss auf die Wirkung von Narkosemitteln.
Cannabis Konsumenten entwickeln durch häufigen Konsum eine Toleranz. Das bedeutet nicht, dass du immun bist, sondern dass dein Körper anders auf Medikamente reagiert. Besonders bei Cannabinoiden wie THC, die an Rezeptoren im zentralen Nervensystem wirken, verändern sich Empfindlichkeit und Wirkungsdauer. In diesem Artikel erfährst du, inwiefern der Cannabis Konsum die Anästhesie vor und bei einer OP beeinflusst.
Wichtig zu wissen ist:
Offenheit schützt. Anästhesisten benötigen diese Informationen, um die richtige Dosierung von Narkotika wie Propofol zu planen. Das reduziert das Risiko für Komplikationen und Nebenwirkungen.
Wie beeinflusst Kiffen die Wirkung der Narkosemittel?
Wenn du regelmäßig kiffst, verändert das deinen Stoffwechsel und genau das wirkt sich auf die Wirkung von Narkosemitteln aus. Besonders bei gängigen Anästhetika wie Propofol zeigen Studien, dass Cannabiskonsumenten oft eine höhere Dosis brauchen, um denselben narkotischen Zustand zu erreichen wie Menschen, die kein Cannabis konsumieren.
THC beeinflusst das zentrale Nervensystem, welches für dein Schmerzempfinden und den Kreislauf zuständig ist. Der Konsum von Cannabis kann dazu führen, dass dein Körper Schmerzen anders interpretiert. Dies hat Auswirkungen auf die Schmerzmittelmenge, die während und nach dem Eingriff verabreicht wird.
Was passiert mit meinem Blutdruck nach dem Konsum von THC?
Zusätzlich kann THC den Blutdruck senken, was dazu führt, dass auch Medikamente zur Kreislaufstabilisierung anders dosiert werden müssen. Außerdem kann es auch schwieriger sein, den Kreislauf allgemein zu überwachen und stabilisieren.
Eine bekannte Studie der American Society of Anesthesiologists zeigt außerdem: Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, benötigen nach einem Eingriff oft mehr Schmerzmittel als andere. (1)
Deshalb der einfache, aber wichtige Hinweis: Wenn du im Aufklärungsgespräch gefragt wirst, ob du Cannabis konsumierst, sag ehrlich die Wahrheit. Niemand wird dich verurteilen, Ärzte stehen zudem auch unter ärztlicher Schweigepflicht (§ 203 StGB) (2) und dürfen niemanden ohne Erlaubnis von deinem Konsum erzählen. Mit der Angabe deines Konsums hilfst du dem medizinischen Team und vor allem deinem eigenen Körper.
Risiken bei Mischkonsum und oralem Cannabiskonsum
Beim Mischkonsum etwas mit Alkohol oder anderen Drogen ist erhebliche Vorsicht zu genießen! Wir raten grundsätzlich von Mischkonsum egal vor welchem Anlass ab, da die Folgen meist nur schwer einzusehen sind und du deinem Körper in den meisten Fällen damit nichts gutes tust!
Außerdem kann die Einnahme von Edibles auch erhebliche Schwierigkeiten verursachen. Denn die Wirkung tritt später zu einem unbekannten Zeitpunkt ein und die Wirkung kann von Konsumenten und der Anästhesie nur schwer eingeschätzt werden. Auch Cannabis-Tee zählt dazu und ist besonders relevant für die Narkosevorbereitung. Wie bereits erwähnt ist es am wichtigsten, dass du ehrlich sagt, was du zu dir genommen hast!
Welche Auswirkungen kann ein regelmäßiger Cannabiskonsum haben?
Bei regelmäßigem Cannabiskonsum kann die nötige Dosis laut Forschung um 20 bis 30 % erhöht sein. (3) Das ist vor allem bei Vollnarkosen wichtig, wo das Timing der Medikamentengabe exakt passen muss. Auch die sogenannte odds ratio für Komplikationen steigt leicht. Dies gilt vor allem für Operationen, bei denen das OP-Team nichts vom Konsum weiß.
- Ein erhöhter Medikamentenbedarf in Form von höhere Dosen von Narkosemitteln und Schmerzmitteln können erforderlich sein.
- Veränderte Wirkung der Narkosemittel, besonders von Propofol und anderen Anästhetika
- Veränderungen im Kreislauf, z. B. Blutdruckabfall oder instabile Kreislaufsituation
- Verzögerte oder veränderte Reaktion auf Schmerzmittel nach dem Eingriff
- Längere Aufwachzeiten nach der Narkose möglich
- Es kann ein erhöhtes Risiko für postoperative Komplikationen entstehen, wenn der Konsum nicht bekannt ist.
- Potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Alkohol
- Entwicklung von Toleranz gegenüber cannabinoiden Substanzen, die die Dosierung beeinflusst
- Schwierigkeiten bei der Einschätzung der Narkosetiefe durch das Anästhesieteam.
- Risiko für unerwartete Nebenwirkungen und verzögerte Heilung
Gibt es Unterschiede zwischen gelegentlichem und regelmäßigem Konsum?
Nicht alle Kiffer sind gleich. Für die Anästhesie macht es aber einen großen Unterschied, ob du nur gelegentlich oder regelmäßig Cannabis konsumierst. Außerdem reagiert jeder Körper auf Cannabis individuell und jeder Körper verarbeitet es unterschiedlich lang.
Konsumverhalten | Einfluss auf die Narkose | Besonderheiten |
Gelegentlicher Konsum | Geringer Einfluss, kaum Anpassung der Dosis nötig | Ehrliche Angabe reicht für korrekte Einschätzung |
Regelmäßiger Konsum | Anpassung der Medikamentendosis nötig | Blutdruck, Schmerzempfinden und Kreislauf verändern sich |
Hoher THC-Gehalt im Blut | Mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten | Kontrolle durch Anästhesist empfohlen |
CBD vor der OP – Was du wissen solltest
Auch wenn CBD (Cannabidiol) kein psychotropes Cannabinoid wie THC ist, kann es vor Operationen eine Rolle spielen und sollte dem Anästhesie-Team mitgeteilt werden. Die Forschung zu CBD und seiner Wirkung im Kontext von Operationen und Narkosen ist noch begrenzt, dennoch solltest du einige wichtige Punkte beachten:
- CBD kann die Wirkung von bestimmten Medikamenten beeinflussen, vor allem von solchen, die in der Leber über das Enzymsystem CYP450 abgebaut werden. Das betrifft auch einige Narkosemittel und Schmerzmittel.
- CBD kann die Blutgerinnung verändern, was das Risiko von Blutungen während und nach der Operation erhöhen kann.
- CBD kann ähnlich wie THC den Blutdruck beeinflussen, dies geschieht jedoch meist nur in geringerem Maße.
- Wichtig: Auch wenn CBD keine berauschende Wirkung hat, solltest du den Konsum ehrlich im Anästhesiegespräch angegeben werden. Dadurch hat das Narkose Team mehr Chance deine Narkose sicher und individuell anzupassen.
Fazit
Natürlich willst du dich vor dem Eingriff entspannen, denn jeder ist da aufgeregt! Aber Kiffen unmittelbar vor der OP ist keine gute Idee. Nicht, weil du Schwierigkeiten bekommst, sondern weil dein Körper dann etwas anders funktioniert.
Die Wirkung von Narkosemitteln kann durch THC beeinflusst werden. Zudem kann auch das Schmerzempfinden und der Kreislauf sich ändern. Außerdem kann dadurch auch die Dosis der Medikamente variieren und nicht mehr richtig sein.
Auch CBD kann eine Auswirkung auf die Narkose der OP haben und sollte bei regelmäßigem Konsum unbedingt angegeben werden!
Wenn du Cannabis regelmäßig konsumierst, ist es wichtig, dass du deinem OP-Team vor der Operation davon berichtest. Damit kann alles vom Narkotikum bis zum Schmerzmittel danach ideal auf dich abgestimmt werden. Dann fühlst du dich doch bestimmt auch und entspannter und der Eingriff wird dir leichter fallen.
Quellen
- American Society of Anesthesiologists (ASA) (2022): Cannabis Use Increases Pain After Surgery, Study Shows. Verfügbar unter: https://www.asahq.org/about-asa/newsroom/news-releases/2022/10/cannabis-use-increases-pain-after-surgery-study-shows
- Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) (o. J.): Empfehlungen zur ärztlichen Schweigepflicht und Datenschutz. Verfügbar unter: https://www.kbv.de/media/sp/Empfehlungen_aerztliche_Schweigepflicht_Datenschutz.pdf
- British Journal of Anaesthesia (2024): Perioperative cannabis use and pain outcomes: observational study. Verfügbar unter: https://www.bjanaesthesia.org/article/S0007-0912(24)00765-7/abstract