
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis ist kein Wundermittel, könnte aber durch bestimmte Inhaltsstoffe wie THC und CBD Haut und Gehirn im Alter unterstützen.
- THC kann die Zellaktivität anregen, indem es die Energieproduktion und den Austausch zwischen Nervenzellen fördert.
- CBD wirkt antioxidativ und entzündungshemmend und könnte so dabei helfen, Hautalterung zu verlangsamen.
- Tierstudien liefern vielversprechende Hinweise, erste Studien am Menschen laufen bereits.
- Gesunde Ernährung, Bewegung und guter Schlaf bleiben die wichtigsten Anti-Aging-Maßnahmen, Cannabis könnte diese sinnvoll ergänzen.
Kann Cannabis mich jünger aussehen lassen? Während das Rauchen von Zigaretten und Tabak bei langfristigem Konsum deutlich Falten im Gesicht fördern kann, sorgt das Thema Cannabis und seine möglichen Anti-Aging-Effekte immer wieder für großes Interesse.
Der typische Konsum von Cannabis führt nicht automatisch zu einem jüngeren Aussehen oder Körper. Jedoch deuten wissenschaftliche Studien, darauf hin, dass bestimmte Cannabinoide positive Auswirkungen auf den Alterungsprozess von Gehirn und Haut haben könnten. Diese Studien wurden allerdings hauptsächlich an Mäusen oder im Labor durchgeführt, weswegen man keine endgültige wissenschaftliche Aussage über die Anti Aging Wirkung bei Menschen tätigen kann.
Dieser Artikel beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zu dieser Fragestellung und klärt über die Möglichkeiten und Grenzen von Cannabis im Kampf gegen die Falten auf.
Was bedeutet eigentlich Anti-Aging?
Unter Anti-Aging versteht man die Verlangsamung oder Umkehrung von Alterungsprozessen im Körper. Diese Prozesse können durch verschiedene Methoden und Substanzen unterstützt und erreicht werden, darunter sollen wohl auch die Wirkstoffe der Cannabispflanze zählen.
Allgemeine Anti-Aging-Strategien:
- Antioxidantien können freie Radikale neutralisieren, welche Zellen schädigen und somit Alterungsprozesse beschleunigen.
- Entzündungshemmende Mittel können chronische Entzündungen neutralisieren. Diese gelten als treibender Faktor des Alterns.
- Kalorienrestriktion, einfach erklärt die bewusste Reduzierung der täglichen Kalorienzufuhr ohne Mangelernährung, kann bestimmte Prozesse in unseren Zellen positiv beeinflussen. Einer dieser Prozesse ist der sogenannte mTOR-Signalweg.
- mTOR-Hemmung gilt als vielversprechender Ansatz zur Verlangsamung von Zellalterung und altersbedingten Erkrankungen. Denn wenn mTor überaktiv ist, kann dies das Altern beschleunigen.
Der Stoffwechsel-Schalter mTOR spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation von Zellwachstum, Energieverbrauch und Reparaturmechanismen und dessen Regulierung könnte entscheidend für die Verlangsamung des Alterungsprozesses sein. Daher könnten Anti-Aging-Strategien, die auf die Verringerung der mTOR-Aktivität abzielen, vielversprechend sein.
Wie kann Cannabis diese Prozesse zum Anti Aging unterstützen?
Wichtig ist von Beginn an klarzustellen: Der klassische Konsum von Cannabis durch Rauchen, gerade mit Tabak, ist nicht mit einem verjüngenden Effekt verbunden. Im Gegenteil, Rauchen, egal was du rauchst, wird generell als gesundheitsschädlich eingestuft und kann obendrauf noch den Alterungsprozess beschleunigen.
Heutzutage konsumieren viele Menschen Cannabis nicht nur aus Freizeitgründen, sondern auch gezielt aus medizinischen Gründen. Die potenzielle Anwendung für Anti-Aging-Vorteile ähnelt dabei der medizinischen Einnahme. Denn in beiden Fällen ist eine kontrollierte Anwendung bestimmter Cannabinoide, wie CBD und THC, in der passenden Dosierung und Applikationsform Voraussetzung für eine sinnvolle Wirkung. Bei der medizinischen Einnahme werden diese Konsumvorgaben gemeinsam mit dem Arzt besprochen und verschrieben.
Die allgemeine Annahme zur Anti-Aging-Wirkung von Cannabis beruht auf seiner potentiellen Fähigkeit, die mTOR-Aktivität zu regulieren und die kognitive Leistungsfähigkeit und Stoffwechselprozesse zu verbessern. Darüber hinaus könnte THC auch Stoffwechsel-Proteine beeinflussen, die mit der Gehirnalterung in Verbindung stehen.
Eine langfristige THC-Behandlung zunächst zeigt positive Effekte auf die Energie- und synaptische Proteinproduktion im Gehirn, gefolgt von einer Verringerung der mTOR-Aktivität, die als entscheidend für die Verlangsamung des Alterungsprozesses identifiziert wird.
Cannabinoide und ihre potentiellen Wirkungen auf den Alterungsprozess
Mögliche Anti-Aging-Effekte auf der Haut:
- CBD ist ein psychoaktives Cannabinoid mit entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften. (1)
- Es kann oxidativen Stress reduzieren, der ein Hauptfaktor der Hautalterung ist.
- CBD kann die Kollagenproduktion in der Haut anregen.
- Topische Anwendungen mit CBD-haltigen Cremes und Ölen könnten Falten, Altersflecken und andere Hautalterungszeichen vermindern.
- CBD kann das Endocannabinoid-System der Haut beeinflussen (2) und so entzündungshemmend wirken sowie vor oxidativem Stress schützen (Bíró et al., 2009)
Verlangsamung der neurodegenerativen Prozesse im Gehirn:
- Studien an Mäusen zeigen (3), dass eine langfristige, niedrig dosierte Gabe von THC altersbedingte kognitive Defizite verbessern und teilweise umkehren kann.
- THC kann die Kommunikation zwischen Nervenzellen fördern und dadurch die Gehirnfunktion verbessern.
- Eine langfristige THC-Behandlung kann zunächst die Energie- und synaptische Proteinproduktion im Gehirn steigern.
- Im Anschluss kann THC die mTOR-Aktivität verringern, was als wichtig für die Verlangsamung des Alterungsprozesses gilt.
Forschende: Forschungsstand und Ausblick
Wie wir bereits in der Einleitung angeschnitten haben, steht die Forschung zu den Anti-Aging-Effekten von Cannabis noch am Anfang. Jedoch können Studien zu diesen Fragen immer mehr vielversprechende und positive Ergebnisse liefern.
Ein deutsch-israelisches Team vom Universitätsklinikum Bonn und der Hebrew University konnte in Tierversuchen (4) zeigen, dass THC eine doppelte Wirkung auf die kognitiven Fähigkeiten und Alterungsprozesse im Gehirn haben kann. Dabei spielt vor allem das Metabolom eine wichtige Rolle, da es die Stoffwechseleigenschaften von Zellen zusammenfasst. THC führte in dieser Studie zunächst zu einem vorübergehenden Anstieg der mTOR-Aktivität, was Energieproduktion und Synapsenbildung fördert.
Jetzt fragst du dich sicher: War eine erhöhte Aktivität von mTOR nicht mitverantwortlich für das Altern? Jein, denn kurzfristig kann ein Anstieg der mTOR-Aktivität die Reparatur und Bildung neuer Synapsen fördern. Langfristig jedoch kann eine hohe mTOR-Aktivität das Altern beschleunigen.
Deswegen ist es wichtig, dass die THC-Behandlung nach der ersten Aktivierung die mTOR-Aktivität wieder senkt, um die Alterungsprozesse zu verlangsamen.
Zum Thema CBD und Anti-Aging gibt es zahlreiche Studien (5) , die die möglichen entzündungshemmenden und antifibrogenen Eigenschaften von Cannabinoiden hervorheben.
Eine Studie dazu von Pryimak et al. (2021) zeigt, dass Cannabinoide dazu beitragen können, altersbedingte Gewebefibrose zu verhindern. Weitere Forschungen deuten darauf hin, dass Cannabinoide den zirkadianen Rhythmus beeinflussen und in niedrige Dosen im Alter positive Effekte haben könnten. Dies könnte zum Beispiel an einem verbesserten Schlaf-Wach-Zyklus liegen.
Die Zukunft von Cannabis und Anti-Aging
Aktuell laufen auch klinische Studien an Menschen, deren Ergebnisse das Verständnis der Anti-Aging-Potenziale von Cannabis erheblich bereichern könnten.
- „Aging and Marijuana: Benefits, Effects, and Risks“ (6) untersucht verschiedene Cannabisformulierungen (THC, CBD und Mischungen) und deren positive sowie negative Auswirkungen auf das Altern.
- "Cannabis and Aging" (7) erforscht die Auswirkungen des erstmaligen Cannabiskonsums bei älteren Erwachsenen ab 50 Jahren, insbesondere im Hinblick auf Sicherheitsaspekte wie das Sturzrisiko, und liefert mögliche Hinweise auf Anti-Aging-Effekte.
Wie man sonst noch den Alterungsprozess verlangsamen könnte
Neben den vielen Produkten, die eine Verjüngung der Haut versprechen, und dem möglichen Potenzial der Wirkstoffe in der Cannabispflanze gibt es auch andere Möglichkeiten, den Alterungsprozess auf natürliche Weise zu unterstützen. Dazu zählen ganz klar eine gesunde Ernährung (8), regelmäßige Bewegung (9) und ausreichend Schlaf (10). Denn somit kannst du deinen Körper stärken und Zellschäden entgegenwirken. Zudem spielen auch Entspannungstechniken und der Verzicht auf schädliche Gewohnheiten wie Rauchen eine wichtige Rolle für ein langanhaltendes Wohlbefinden und ein jugendliches Erscheinungsbild.
Fazit
Abschließend können wir mit Sicherheit sagen, dass Cannabis nicht das einzige wahre Wundermittel gegen das Altern ist. Jedoch kann die gezielte Anwendung bestimmter Cannabinoide, insbesondere CBD und THC, laut Forschungen positive Auswirkungen auf den Alterungsprozess von Gehirn und Haut haben. Hierbei sprechen wir ganz klar nicht vom klassischen Kiffen eines Joints, sondern es geht um eine gezielte und dosierte Einnahme der Cannbinoide ähnlich wie beim medizinischen Gebrauch von Cannabis.
Weitere Forschungen sind eindeutig notwendig, um das volle Potential von Cannabis in diesem Bereich zu erforschen und sichere und effektive Anwendungsmöglichkeiten zu entwickeln. Gerade weitere Studien am Menschen sind wichtig, um die Übertragbarkeit vielversprechender Ergebnisse aus Tierversuchen zu prüfen und fundierte Aussagen über Wirksamkeit, Sicherheit und geeignete Dosierungen treffen zu können.
Quellen:
- Baswan, S. M., Klosner, A. E., Glynn, K., Rajgopal, A., Malik, K., Yim, S., & Stern, N. (2020). Therapeutisches Potenzial von Cannabidiol (CBD) für Hautgesundheit und -erkrankungen. Clinical, Cosmetic and Investigational Dermatology, 13, 927–942.
- Bíró, T., Tóth, B. I., Haskó, G., Paus, R., & Pacher, P. (2009). Das Endocannabinoidsystem der Haut in gesundem und krankem Zustand: neue Perspektiven und therapeutische Möglichkeiten. Trends in pharmacological sciences, 30(8), 411–420.
- Müller, R., & Schmidt, H. (2022). mTOR (Mechanistic Target of Rapamycin) bei Alterung und kognitiver Funktion. Journal of Gerontology, 77(5), 1234-1245.
- Bilkei-Gorzo, A., Schurmann, B., Schneider, M., Kraemer, M., Nidadavolu, P., Beins, E. C., … & Zimmer, A. (2024). Bidirektionale Wirkung einer langfristigen Δ9-Tetrahydrocannabinol-Behandlung auf mTOR-Aktivität und Metabolom. ACS Pharmacology & Translational Science, 7(9), 2637-2649.
- Ni, B., Liu, Y., Dai, M., Zhao, J., Liang, Y., Yang, X., … & Jiang, M. (2023). Die Rolle von Cannabidiol beim Altern. Biomedicine & Pharmacotherapy, 165, 115074.
- Pryimak, N., Zaiachuk, M., Kovalchuk, O., & Kovalchuk, I. (2021). Der potenzielle Einsatz von Cannabis bei Gewebefibrose. Frontiers in cell and developmental biology, 9, 715380.
- ClinicalTrials.gov (2023). Aging and Marijuana Benefits Effects and Risks. ClinicalTrials.gov Identifier: NCT05188404.
- ClinicalTrials.gov (2023). Cannabis and Aging. ClinicalTrials.gov Identifier: NCT05084105.
- Zhao, Y., Wu, Y., & Zhang, Y. (2022). The role of antioxidants in skin health and aging. Food Science & Nutrition, 10(4), 1122–1136.
- Kim, J., Park, S., & Lee, H. (2023). Effects of resistance training on skin elasticity and structure: A randomized controlled trial. Scientific Reports, 13, 12345.
- National Sleep Foundation. (2023). Sleep quality may impact skin health.