
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Die Cannabinoide THC und CBD aus der Marihuana Pflanze können Entzündungen lindern und die Regeneration der Leber unterstützen, was von entscheidender Bedeutung ist.
- CBD kann bei der Senkung von oxidativem Stress und auch bei Leberfibrose helfen.
- THC kann eine pflegende Wirkung auf entzündliche Prozesse haben, die für die Leber von Vorteil wären.
- Fettlebererkrankungen und Leberzirrhose können mit medizinischem Cannabis mit ärztlicher Begleitung behandelt werden.
- Ein unkontrollierter oder übermäßiger Cannabiskonsum kann das Risiko von Leberschäden erhöhen.
Dass Cannabis einen eine Reihe von therapeutischen Wirkungen auf den menschlichen Körper haben kann, ist mittlerweile weitestgehend bekannt. Denn viele Patienten profitieren von Cannabis als Therapie oder Begleittherapie für die verschiedensten medizinischen Gründe. Hierbei stehen häufig die psychologischen und schmerzlindernden Aspekte im Vordergrund, wobei die Wirkung der Cannabinoide auf der Leber bislang nicht wirklich im Vordergrund steht.
Neuere Forschungen haben gezeigt, dass Cannabis die Reduzierung von Leberentzündungen und die Verbesserung der Stoffwechselfunktionen der Leber unterstützen kann. Zudem können Patienten mit Lebererkrankungen auch in ärztlicher Begleitung von den potentiell positiven Wirkungen von Cannabis auf Rezept profitieren.
Deswegen gehen wir in diesem Artikel näher auf die möglichen Auswirkungen von Cannabis auf die Gesundheit der Leber ein.
Die Leberfunktion und ihre Bedeutung verstehen
Bevor wir die Zusammenhänge zwischen Cannabis und Leber erörtern, müssen wir erstmal verstehen, wie die Leber eigentlich funktioniert. Denn die Leber ist ein Organ, was lebenswichtig ist und eine zentrale Rolle bei vielen Aufgaben und Funktionen des Körpers spielt.
Hier findest du die wichtigsten Aufgaben der Leber für den menschlichen Körper:
- Die Leber ist wichtig für den Abbau und die Umwandlung von Wirkstoffen von Medikamenten und Substanzen.
- Schadstoffe wie Toxine, Alkohol und andere schädliche Substanzen werden in der Leber, dem Entgiftungsorgan, verarbeitet und neutralisiert.
- Die Leber spielt eine zentrale Rolle im Stoffwechsel von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen.
- In der Leber werden zudem auch fettlösliche Vitamine wie A, D, E und K sowie Nährstoffe wie Glykogen gespeichert, die dem Körper als Energiequelle dienen.
- Außerdem ist die Leber für die Produktion wichtiger Proteine zuständig, darunter auch Gerinnungsfaktoren und Transportproteine.
- Auch die Galle wird in der Leber produziert, welche essenziell für die Fettverdauung und Aufnahme von Nährstoffen im Darm ist.
Welche Rolle kann Cannabis für die Gesundheit der Leber spielen?
Jetzt fragst du dich bestimmt, was Marihuana mit der Gesundheit der Leber zu tun hat, oder?
Cannabis enthält eine ganze Reihe von bioaktiven Verbindungen. Zu diesen Verbindungen gehören auch die zwei bekanntesten Cannabinoide THC, Delta-9-Tetrahydrocannabinol, und CBD, Cannabidiol,
Zudem besitzt der menschliche Körper, wie auch viele andere Säugetiere, ein körpereigenes Endocannabinoid-System, kurz auch ECS genannt. Das ECS ist an der Regulierung verschiedener physiologischer Prozesse beteiligt ist, darunter kann es auch die Leber beeinflussen. Denn die Leber verfügt auch über CB1 und CB2-Rezeptoren, die zu dem ECS gehören.
Wenn Cannabinoide an diese Cannabinoid Rezeptoren binden und sie aktivieren, können sie die Reaktion der Leber auf Stress, z. B. Entzündungen, verändern.
Dies deutet darauf hin, dass Cannabinoide die Leberfunktion und ihre Widerstandsfähigkeit gegen bestimmte Krankheiten beeinflussen können.
Mögliche Wirkungen der Cannabinoid CB1 und CB2 Rezeptoren in der Leber:
Rezeptor | Mögliche Wirkung auf die Leber | Details / Prozesse |
CB1-Rezeptoren | Beeinflussung der Reaktion auf Stress und Entzündungen | Cannabinoide können auf CB1-Rezeptoren wirken, die Leberfunktion modulieren und die Widerstandsfähigkeit gegenüber bestimmten Erkrankungen verändern |
Rolle bei Leberzellnekrose und Fibrose | Cannabinoide können an Prozessen wie Zellnekrose und Fibrose beteiligt sein | |
Einfluss bei chronischen Leberschäden | Potentieller Einfluss bei Schäden durch Alkohol, Übergewicht oder andere Risikofaktoren | |
CB2-Rezeptoren | Unterstützung der Immunantwort | Aktivierung kann die Reaktion auf Gewebeentzündungen verbessern |
Positive Effekte bei Lebererkrankungen | Cannabinoide können bei Leberzirrhose, Fettlebererkrankung, Fettansammlungen oder Fibrose mögliche positive Effekte haben |
Wie kann medizinisches Cannabis bei der Behandlung von Leberkrankheiten helfen?
Medizinisches Cannabis gewinnt zunehmend an Bedeutung bei der Behandlung verschiedener Lebererkrankungen, da es das Endocannabinoid-System und die Leberfunktionen möglicherweise positiv beeinflussen kann.
Chronische Lebererkrankungen führen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Fibrose und in der Folge zu einem irreversiblen Verlust der Leberfunktion. Derzeit erforschen Wissenschaftler aktiv die Auswirkungen von Cannabis bei der Vorbeugung dieser Form von Schäden.
Cannabis bei der Behandlung von Lebererkrankungen
- THC wirkt psychotrop und kann Entzündungen reduzieren und die Produktion bestimmter Zytokine modulieren
- CBD wirkt psychoaktiv und kann entzündungshemmend, antioxidativ und regenerativ wirken
- Beide Wirkstoffe können hepatoprotektiv wirken (1) und die Leber vor Schäden durch Alkohol, Toxine oder chronische Entzündungen schützen.
- Cannabis kann die Immunantwort modulieren, das Fortschreiten von Leberfibrose verlangsamen (2) und in einigen Fällen die Leberfunktion unterstützen.
Verabreichungsarten von medizinischem Cannabis
- Präparate wie Öle und Tinkturen: unter die Zunge oder in den Mund; schnelle Aufnahme und gezielte Dosierung
- Verdampfung: Erhitzung der Pflanze ohne Verbrennung; weniger gesundheitsschädlich als Rauchen, sanfte Abgabe der Cannabinoide
Medizinische- vs. Freizeitnutzung
Wenn wir uns ansehen, wie Cannabinoide wirken, kann sowohl Gras für den Freizeit Konsumenten als auch Gras auf Rezept die gleichen physiologischen Wirkungen haben. Allerdings unterscheiden sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen für beide Fälle deutlich. Denn Cannabis als Arzneimittel unterliegt einer ärztlichen Verordnungspflicht und wird mit einer strengen Dosierungsvorgabe verschrieben. Außerdem unterliegt die Produktion auch klaren Qualitäts- und Reinheitsstandards.
Beim Freizeitkonsum hingegen gibt es diese Kontrollen nicht direkt, weswegen es für Patienten wichtig ist, dass medizinisches Cannabis standardisiert und überprüft ist. Denn nur so kann eine sichere Anwendung gewährleistet werden. Dennoch reagiert jeder Körper, auch Tagesform abhängig, anders auf verschiedenen Sorten, weswegen es keine ausgewählten medizinischen Sorten gibt, die einen positiven Effekt auf die Leber garantieren können.
Welche Nebenwirkungen und Risiken kann der Cannabiskonsum für die Lebergesundheit haben?
Cannabis kann viele Vorteile für die Lebergesundheit mit sich bringen. Dennoch sollten Häufigkeit des Konsum (3) und die Herkunft der konsumierten Produkte kontrolliert werden. Denn neben den allgemeinen Nebenwirkungen, die mit dem Cannabiskonsum einhergehen könne, können Cannabisprodukte vom Schwarzmarkt eine echte Gefahr darstellen.
Diese Produkte können nämlich giftige und schädliche Partikeln enthalten und verunreinigt sein, was sich schlecht auf die Gesundheit auswirken kann. Deswegen haben wir dir die wichtigsten Risiken als Tabelle zusammengefasst:
Risiko | Beschreibung |
Übermäßiger Konsum | Starker Konsum, insbesondere von hohen THC-Dosen oder Straßenhanf, kann die Leber belasten und negative Folgen haben. |
Illegale Produkte | Cannabis von nicht lizenzierten Quellen kann giftige Partikel oder Verunreinigungen enthalten, die Leber- und Gesundheitsprobleme verursachen. |
Synthetische Cannabinoide | Nicht getestete synthetische Produkte können Leberschäden, Vernarbungen oder eine verminderte Leistungsfähigkeit der Leber hervorrufen. |
Unkontrollierte Herkunft | Schwarzmarktprodukte sind häufig belastet oder verunreinigt, wodurch das Risiko für Leber- und allgemeine Gesundheitsprobleme steigt. |
Qualitätsmangel | Fehlt eine Laborprüfung, ist die Dosierung unklar, die Reinheit unsicher und die Wahrscheinlichkeit negativer Effekte erhöht. |
Wie kann man Cannabis sicher konsumieren, um die Lebergesundheit zu schützen?
Um die Vorteile des Cannabiskonsums zu nutzen, ohne die Leber zu gefährden, ist es wichtig, es mit Bedacht einzusetzen. Im Folgenden haben wir dir einige Tipps dazu zusammengeschrieben:
Tipp | Erklärung |
Mit niedriger Dosis beginnen | Besonders beim ersten Konsum sollte man langsam starten, um die individuelle Reaktion des Körpers zu beobachten. Bei Edibles ist Vorsicht geboten, da die Wirkung verzögert einsetzt und die Leber stärker belastet werden kann. |
Bei autorisierten Händlern kaufen | Nur registrierte und laborgeprüfte Produkte verwenden, um schädliche Chemikalien oder Verunreinigungen zu vermeiden. |
Lebergesundheit beachten | Moderater Konsum sollte ärztlich begleitet werden, da Cannabis Auswirkungen auf die Leber haben kann. |
Alternative Konsumformen nutzen | Öl oder Tinkturen können eine Alternative zum Rauchen sein, da sie die Lunge weniger belasten. |
Hinweis zur Verarbeitung von Edibles:
Cannabis zum Essen, Edibles, werden über den Verdauungstrakt aufgenommen, wobei die Cannabinoide zunächst in der Leber verarbeitet werden. Dies kann eine zusätzliche Belastung für die Leber darstellen. Deswegen sollten Personen, die bereits mit ihrer Leber zu kämpfen haben, beim Konsum von Edibles deshalb besonders vorsichtig sein und diesen ärztlich begleiten lassen.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Cannabinoide, wie THC und CBD, viel therapeutisches Potenzial für die Leber besitzen. Denn diese können unter anderem entzündungshemmend wirken und die Regeneration der Leber unterstützen.
Als Konsument sollte man jedoch darauf achten, kontrolliert zu konsumieren und saubere Produkte zu konsumieren. Patienten mit medizinischem Cannabis können sich auf standardisierten Bedingungen für Anbau und Weiterverarbeitung verlassen. Der Konsum von nicht geprüften oder illegalen Produkten hingegen kann Risiken für die Lebergesundheit mit sich bringen. Personen, die bereits mit Leberschäden zu kämpfen haben, sollten deswegen lieber auf sauberes und kontrolliertes Gras setzen.
Außerdem ist die Studienlage noch nicht ausreichend, um handfeste Aussagen zu den Zusammenhängen zwischen der Lebergesundheit und Langzeitwirkungen von Cannabinoiden treffen zu können. Wir sind gespannt, welche weiteren Erkenntnisse in Zukunft noch durch die Forschung ans Licht kommen.
Quellen:
- Blebea NM, Pricopie AI, Vlad R-A, Hancu G. Phytocannabinoids: Exploring Pharmacological Profiles and Their Impact on Therapeutic Use. International Journal of Molecular Sciences. 2024; 25(8):4204. https://doi.org/10.3390/ijms25084204
- Farooqui, MT, Khan, MA, Cholankeril, G., Khan, Z., Mohammed Abdul, MK, Li, AA, Shah, N., Wu, L., Haq, K., Solanki, S., Kim, D., & Ahmed, A. (2019). Marijuana is not associated with the progression of liver fibrosis in liver disease: a systematic review and meta-analysis. European journal of gastroenterology & hepatology, 31 (2), 149–156. https://doi.org/10.1097/MEG.0000000000001263
- Zhu, J., & Peltekian, KM (2019). Cannabis und die Leber: Dinge, die Sie schon immer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten. Canadian Liver Journal , 2 (3), 51–57. https://doi.org/10.3138/canlivj.2018-0023