
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Medizinisches Cannabis entfaltet seine entzündungshemmende Wirkung je nach Sorte und Wirkstoffprofil unterschiedlich.
- Die Kombination von CBD und THC zeigt eine stärkere entzündungshemmende Wirkung als isolierte Einzelsubstanzen.
- Terpene wie Myrcen Caryophyllen und Limonen unterstützen die entzündungshemmende Wirkung von Cannabinoiden.
- Sorten mit hohem CBD Gehalt und moderatem THC Anteil sind besonders gut für chronische Entzündungen geeignet.
- Studien belegen die entzündungshemmende Wirkung von Cannabis Sativa Extrakten auf zellulärer Ebene.
Cannabis zeigt zunehmend großes Potenzial bei der Behandlung entzündlicher Erkrankungen und wird deswegen auch als medizinisches Cannabis in vielen Ländern für diese Beschwerden verschrieben.
Die Kombination aus Cannabinoiden wie CBD und THC sowie bestimmten Terpenen, die die gesundheitsfördernden Eigenschaften unterstützen, macht die Pflanze zu einer natürlichen Option bei entzündungsbedingten Beschwerden.
In diesem Artikel erfährst du wie medizinisches Cannabis auf den Körper wirkt, welche Inhaltsstoffe entscheidend sind und welche Sorten sich besonders bei Entzündungen etabliert haben.
Wie entstehen Entzündungen im Körper?
Bei einer Entzündung reagiert das Immunsystem auf einen Reiz, wie zum Beispiel eine Infektion, Verletzung oder ein falsches Signal aus dem Körper selbst. Dabei schüttet es Botenstoffe wie Zytokine und Prostaglandine aus, welche die weiße Blutkörperchen anlocken, den Blutfluss erhöhen und das betroffene Gewebe aktivieren. Diese Reaktion ist bei einer akuten Entzündung sehr hilfreich, weil es Krankheitserreger bekämpft und damit die Heilung fördert.
Bei chronischen Entzündungen läuft diese Reaktion aus dem Ruder und tritt dauerhaft oder immer wieder auf, obwohl kein akuter Reiz mehr vorhanden ist. Dabei Körper greift zum Teil auch gesundes Gewebe an, wodurch erhebliche Schmerzen, Schwellungen und Funktionsverlust auftreten können.
Wie medizinisches Cannabis dir bei chronischen Entzündungen helfen kann
Medizinisches Cannabis kann hier gezielt unterstützen, indem es über das körpereigene Endocannabinoid System in die entzündlichen Prozesse eingreift und sie im besten Fall hemmt oder mindert. Denn das Endocannabinoid System reguliert unter anderem Schmerz, Immunreaktionen und die Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen.
Deswegen berichten bei schmerzhaften und entzündlichen Zuständen wie Rheuma Reizdarm oder chronischer Erschöpfung berichten viele Betroffene von einer Verbesserung ihrer Lebensqualität durch die Anwendung von Cannabis.
Wenn du unter chronischen Entzündungen leidest und deine Medikamente nicht ausreichend helfen, kann eine Begleittherapie mit medizinischem Cannabis eine hilfreiche Ergänzung sein. Du erhältst dabei eine auf deine Beschwerden abgestimmte Sorte, die ein passendes Verhältnis von CBD und THC mit sich bringt. Die Behandlung kann je nach Bedarf als Blüte oder Extrakt erfolgen.
Außerdem wird die Therapie ärztlich begleitet und regelmäßig angepasst um Wirksamkeit und Verträglichkeit sicherzustellen.
Wie wirken Cannabinoide gegen Entzündungen?
Die bekanntesten Cannabinoide CBD, Cannabidiol, und THC, Tetrahydrocannabinol, entfalten in Kombination eine besonders effektive Wirkung, wobei gerade CBD stark entzündungshemmend wirkt und auch aufgrund der psychoaktiven, nicht berauschenden Wirkung, als gut verträglich gilt. Zudem beeinflusst es Entzündungsprozesse auf zellulärer Ebene und bringt antioxidative Eigenschaften mit sich.
THC dagegen wirkt psychotrop und ergänzt diese Wirkung, indem es das Schmerzempfinden senkt, Muskelverspannungen lockert und den Allgemeinzustand verbessert. Es bindet dafür an CB1 und CB2 Rezeptoren im Endocannbinoiden Systems des menschlichen Körpers, welches das Schmerzempfinden und auch das Immunsystem beeinflusst. Beide Stoffe entfalten gemeinsam eine synergetische Wirkung die viele Patienten als spürbare Erleichterung wahrnehmen.
Neben den Hauptakteuren CBD und THC spielen auch zusätzliche Stoffe, wie CBG, Cannabigerol, und CBN, Cannabinol, eine Rolle. Studien zeigen hierzu, dass sie auch zur Entzündungshemmung und der Regeneration von Gewebe beitragen können.
Terpene verstärken die Wirkung
Terpene sind aromatische Verbindungen, die natürlich sowohl in der Cannabis Pflanze als auch in anderen Pflanzen vorkommen. Gemeinsam mit den Cannabinoiden erzeugen sie den sogenannten Entourage Effekt (1) und verstärken damit die Wirkungen der Pflanze.
Die folgende Tabelle gibt dir Aufschluss darüber, wie die einzelnen Terpene im Allgemeinen wirken und wo sie in der Natur vorkommen:
Terpen | Wirkung | Natürliches Vorkommen |
Limonen | Entzündungshemmend, stimmungsaufhellend | Zitrusfrüchte, Orangen, Zitronen |
Myrcen | Muskelentspannend, beruhigend, leicht schmerzlindernd | Hopfen, Mangos, Thymian |
Caryophyllen | Stark, entzündungshemmend, antioxidativ | Schwarzer Pfeffer, Nelken Basilikum |
Pinien | Antibakteriell, schleimlösend, entzündungshemmend | Kiefern, Nadeln, Rosmarin |
Linalool | Entzündungshemmend, angstlösend, schlaffördernd | Lavendel, Koriander, Minze |
Humulen | Entzündungshemmend, appetitzügelnd | Hopfen, Ingwer, Koriander |
Eucalyptol | Antioxidativ, schleimlösend, kühlend | Eukalyptus, Lorbeer, Teebaum |
Welche Cannabis-Sorten können bei Entzündungen helfen?
Die Wahl der richtigen Cannabissorte können bei der Behandlung von entzündlichen Beschwerden entscheidend und sinnvoll sein. Besonders wirksam sind Sorten mit einem ausgewogenen Verhältnis von CBD und THC sowie einem passenden Terpenprofil. Je nach Bedarf, Genetik und Zusammensetzung der Pflanze können Indica Pflanzen, ein aktivierender Sativa oder ein ausgewogener Hybrid sinnvoll sein. Hier ein paar Beispiele:
- Huala 22/1 CA GRF: Die Sorte "Grape Face" hat eine Hybrid-Genetik. Der Wirkstoffgehalt liegt bei ungefähr 22% THC und <1% CBD. Die Blütensorte ist unbestrahlt und wird in Kanada produziert
- All Nations SH 21/1: Stolo Haze hat eine Hybrid (Sativa-dominant)-Genetik. Der Wirkstoffgehalt liegt bei ungefähr 21% THC und <1% CBD. Die Blütensorte ist unbestrahlt und wird in Kanada produziert.
- Demecan Craft Cali 26:01: Der Strain Hawaiian Rain X Permanent Marker hat eine Hybrid (Indica-dominant)-Genetik. Der Wirkstoffgehalt liegt bei ungefähr 26% THC und 1% CBD. Die Blütensorte ist unbestrahlt und wird in Kanada produziert.
Da jedoch jeder Körper unterschiedlich auf die Inhaltsstoffe und Wirkungsweisen reagiert, muss man Sorten, die infrage kommen ausprobieren und mit ärztlicher Begleitung evaluieren, um die beste Sorte für die eigenen Beschwerden zu finden. Unsere Vorschläge haben keine medizinische Grundlage und beruhen einzig und alleine auf Erfahrungsberichten. Eine richtige medizinische Beratung hilft dabei, die passende Sorte und Dosierung zu finden und sicherzustellen, dass die Therapie den gewünschten Effekt erzielen kann.
Wissenschaftlich belegt: Cannabis wirkt entzündungshemmend
Forscher konnten bereits in mehreren Studien den therapeutischen Nutzen von Cannabissorten gegen Entzündungen bestätigen:
- Zaiachuk et al. 2023 zeigten, (2) dass die Verwendung von Cannabis Extrakte der Sativa Pflanze die Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine in Immunzellen hemmen kann. Die Ergebnisse belegen die entzündungshemmende Wirkung auf zellulärer Ebene.
- Trainito et al. 2024 belegten, (3) dass Cannabinol CBN zelluläre Regenerationsprozesse unterstützen kann. Dies deutet auf einen möglichen regenerativen und entzündungshemmenden Effekt hin.
- Grotenhermen und Müller Vahl 2012 (4) betonten in derem Übersichtsartikel das therapeutische Potenzial von Cannabis und Cannabinoiden bei verschiedenen Erkrankungen, einschließlich chronischer Entzündungen. Die Autoren betonen insbesondere den Einsatz von Cannabis als Medizin bei Schmerz und Spastik.
- Li et al. 2024 analysierten (5) in einer Übersichtsarbeit das therapeutische Potenzial von Cannabigerol CBG im Zusammenhang mit Entzündungen, neurodegenerativen Erkrankungen und Stoffwechselstörungen. Die Autoren beschreiben detailliert die molekularen Mechanismen, durch die CBG entzündungshemmend und zellschützend wirken kann.
- Die Studie von Nadig, 2009, (6) beleuchtet Cannabis als pflanzliche Alternative zu herkömmlichen Schmerzmitteln wie nichtsteroidalen Antirheumatika. Im Fokus steht die Anwendung bei chronischen Beschwerden, bei denen klassische Medikamente an ihre Grenzen stoßen oder Nebenwirkungen verursachen.
Diese Erkenntnisse der Forschung und Erfahrungsberichte von Patienten zeigen ganz klar, dass medizinisches Cannabis ein vielversprechender Ansatz bei entzündungsbedingten Erkrankungen sein kann.
Fazit
Abschließend lässt sich feststellen, dass medizinisches Cannabis durchaus bei chronischen Entzündungen und damit verbundenen Schmerzen eine wirksame und gut verträgliche Option sein kann. Denn es bietet eine pflanzliche Alternative zu herkömmlichen entzündungshemmenden Mitteln besonders dann, wenn klassische Therapien nicht helfen.
Durch die gezielte Kombination von CBD, THC und entzündungshemmenden Terpenen können sowohl körperliche Beschwerden als auch das allgemeine Wohlbefinden positiv beeinflusst werden.
Am wichtigsten für eine erfolgreiche Anwendung von medizinischem Cannabis ist eine individuelle ärztliche Begleitung, um die passende Sorte und das richtige Verhältnis von Wirkstoffen zu finden.
Für einige Patienten haben sich Indica Sorten wie Master Kush oder Bubba Kush bewährt. Andere bevorzugen Cannabisblüten wie Blue Dream und Gorilla Glue, welches Hybrid Sorten mit Sativa Genetik sind. Die richtige Blüte bietet je nach Bedarf beruhigende, aktivierende oder schmerzlindernde Eigenschaften und lassen sich deswegen gezielt im Rahmen einer medizinischen Therapie einsetzen.
Quellen
- Ferber, S. G., Namdar, D., Hen-Shoval, D., Eger, G., Koltai, H., Shoval, G., Shbiro, L., & Weller, A. (2020). The "Entourage Effect": Terpene gekoppelt mit Cannabinoiden zur Behandlung von Stimmungsstörungen und Angststörungen. Aktuelle Neuropharmakologie, 18(2), 87–96. https://doi.org/10.2174/1570159X17666190903103923
- Zaiachuk, A., Lesyk, R., Ivankiv, L., Lozynskyi, A., Maniukiewicz, W., Gzella, A. & Kryshchyshyn, A. (2023) 'Cannabis-Sativa-Extrakte reduzieren die Freisetzung von entzündungsfördernden Zytokinen in menschlichen Makrophagen', Molecules, 28(13), p. 4991. Verfügbar unter: https://doi.org/10.3390/molecules28134991
- Trainito, A., Gugliandolo, A., Chiricosta, L., Salamone, S., Pollastro, F., Mazzon, E., & Lui, M. (2024). Cannabinol reguliert die Expression von Zellzyklus-assoziierten Genen in motorneuronähnlichem NSC-34: Eine Transkriptomanalyse. Biomedicines, 12(6), 1340. https://doi.org/10.3390/biomedicines12061340
- Grotenhermen, F., & Müller-Vahl, K. (2012). Das therapeutische Potenzial von Cannabis und Cannabinoiden. Deutsches Arzteblatt international, 109(29-30), 495–501. https://doi.org/10.3238/arztebl.2012.0495
- Li, S., Li, W., Malhi, N. K., Huang, J., Li, Q., Zhou, Z., Wang, R., Peng, J., Yin, T., & Wang, H. (2024). Cannabigerol (CBG): Eine umfassende Überprüfung der molekularen Mechanismen und des therapeutischen Potenzials. Molecules, 29(22), 5471. https://doi.org/10.3390/molecules29225471
- Nadig, P. (2009) 'Cannabis als Alternative zu chemischen Schmerzmitteln', Thieme E-Journals. Verfügbar unter: https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0029-1185940