
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis bei Tourette-Syndrom kann laut Studien von Dr. Müller-Vahl die Tics bei Tourette-Patienten deutlich reduzieren.
- THC zeigt bei der Behandlung der Symptome des Tourette-Syndroms stärkere Wirkung als CBD, wirkt aber auch psychotrop.
- Medizinisches Cannabis bietet eine ergänzende Option für Betroffene, wenn klassische Therapien beim Tourette-Syndrom nicht ausreichen.
- Die langfristige Anwendung von Cannabis beim Tourette-Syndrom ist noch nicht ausreichend durch Daten aus Studien abgesichert.
- Cannabinoide aus der Cannabis-Pflanze beeinflussen das Gehirn über das Endocannabinoid-System und können Bewegungen und Lautäußerungen mindern.
Das Tourette-Syndrom ist eine neurologische Störung, die sich durch unwillkürliche Bewegungen und Lautäußerungen, sogenannte Tics, bemerkbar macht. Diese Tics können sowohl motorisch sein, was sich in Bewegungen, auch im Gesicht als Grimassen, äußert oder sich auch vokal äußern.
Sie sind jedoch sein in ihrer Häufigkeit und Intensität von Mensch zu Mensch und auch von Tic zu Tic unterschiedlich. Bisher gibt es keine heilende Therapie für das Tourette-Syndrom, jedoch wird zunehmend untersucht, ob Cannabis als mögliche Behandlungsoption in Betracht kommt, um Symptome zu lindern und einfacher durch den Alltag zu kommen.
Cannabinoide, insbesondere THC und CBD, zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von neurologischen Erkrankungen wie dem Tourette-Syndrom. Diese spiegeln sich auch in einer Studie von Dr. Müller Vahl wider.
Dieser Artikel beleuchtet, wie Cannabis bei Tourette-Syndrom helfen könnte, welche Studien es zu diesem Thema gibt und welche Erfahrungen "Tourette Patienten" mit medizinischem Cannabis gemacht haben.
Symptome des Tourette Syndroms
Die Symptome des Tourette-Syndroms äußern sich hauptsächlich in Form sogenannter Tics. Diese treten plötzlich, unwillkürlich und wiederholt auf. Die Häufigkeit und Intensität dieser Tics können sich stark unterscheiden und werden oft durch Stress, Müdigkeit oder emotionale Reize verstärkt oder getriggert. Außerdem tritt Tourette häufig gemeinsam mit anderen psychiatrischen Krankheitsbildern wie ADHS, Zwangsstörungen oder Angststörungen auf.
Man unterscheidet zwischen motorischen und vokalen Tics:
Motorische Tics (Bewegungstics):
- Blinzeln
- Grimassieren
- Kopfwerfen
- Schulterzucken
- ruckartige Bewegungen der Gliedmaßen
Vokale Tics (Lautäußerungen):
- Räuspern
- Hustenähnliche Laute
- Schniefen oder Schnauben
- Wiederholen von Wörtern oder Silben
- in selteneren Fällen: Koprolalie (unwillkürliches Aussprechen obszöner Wörter)
Medizinisches Cannabis bei Tourettesyndrom und anderen neurologischen Erkrankungen
Medizinisches Cannabis wird heute immer mehr bei Tourette-Syndrom als mögliche Ergänzung zur Standardtherapie diskutiert. Denn Studien zeigen, dass Cannabinoide die neuronale Aktivität im Gehirn beeinflussen und dadurch eine Reduzierung von Tics bei verschiedenen Erkrankungen bewirken könnten. Zu diesen Erkrankungen gehören auch Epilepsie oder chronische Schmerzen.
Die Forschung zu Gras auf Rezept bei Tourette steckt zwar noch in den Anfängen, doch erste Studien, unter anderem von Dr. Müller-Vahl, deuten auf einen möglichen Nutzen hin. Dies gilt besonders für erwachsene Tourette-Patienten, die auf andere Therapien nicht ausreichend ansprechen.
Wie Cannabis neurologische Symptome beeinflusst
Wie du bestimmt schon mal gehört hast, wirken Cannabinoide wie THC und CBD auf das Endocannabinoid-System, das wichtige Funktionen wie Bewegung, Stimmung, Appetit und Schmerzregulation steuert.
Beim Tourette-Syndrom scheint es so, als hätten die Aktivierungen im ECS auch eine beruhigende Wirkung auf die überaktive motorische Netzwerke im Gehirn. Dadurch könnte sich erklären lassen, warum Tics bei einigen Patienten nach dem Konsum abnehmen.
THC vs. CBD: Welches Cannabinoid ist besser zur Behandlung des Tourette-Syndroms?
Die Cannabis-Pflanze enthält über 100 verschiedene Cannabinoide, wobei vor allem THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) im Fokus der Behandlung stehen. Im Kontext zu Tourette gilt THC derzeit als wirksamer bei der Linderung von Tics.
In klinischen Studien, unter anderem durch Prof. Dr. Müller-Vahl an der Medizinischen Hochschule Hannover, zeigte THC eine signifikante Tic-Reduktion bei Erwachsenen. Wogegen CBD hingegen eher beruhigend, anxiolytisch und schlaffördernd wirken kann. Hierbei ist die Datenlage jedoch zu schwach, um eine spezifische Tic-Reduktion durch CBD feststellen zu können.
Cannabinoid | Wirkung auf Tics | Nebenwirkungen | Geeignet für |
THC | Deutliche Tic-Reduktion | Psychotrope Effekte, Schwindel, Abhängigkeitspotenzial | Erwachsene mit schweren Symptomen |
CBD | Mögliche leichte Wirkung | Müdigkeit, trockener Mund, keine Rauschwirkung | Kinder, Jugendliche, Menschen mit Angst oder leichter Symptomatik |
Cannabis als ergänzende Therapie beim Tourette-Syndrom: Die Studie von Dr. Müller Vahl
Die Forschung zu medizinischem Cannabis bei der Behandlung des Tourette-Syndroms steht noch am Anfang. In der ersten placebo-kontrollierten Studie von Dr. Müller-Vahl et al., in der Patienten entweder THC oder ein Placebo erhielten, gab es wichtige Erkenntnisse zur Reduktion der Tics durch THC.
Jedoch ist es sehr wichtig, dass die Forschung fortgesetzt wird, damit die langfristigen Effekte und die genauen Mechanismen zu verstehen sind, durch die Cannabis bei Tourette wirkt.
Langfristige Anwendung von Cannabis beim Tourette-Syndrom: Chancen und Risiken
Wie bereits erwähnt, steht die Forschung zu Cannabis bei Tourette noch am Anfang. Deswegen wurden auch langfristige Anwendung von medizinischem Cannabis bis jetzt nicht ausreichend erforscht. THC kann zwar die Lebensqualität verbessern, geht aber auch wie herkömmliche Medikamente mit Risiken wie Toleranzentwicklung, psychischer Abhängigkeit und kognitiven Beeinträchtigungen einher. Dies gilt vor allem für junge Menschen.
Da die Langzeitdaten größtenteils fehlen, kommt Cannabis derzeit vor allem für Patienten infrage, die andere Optionen bereits ausgeschöpft haben.
Patientenerfahrungen mit Cannabis: Linderung von Tics beim Tourette-Syndrom
Viele Patienten berichten bereits von einer deutlichen Verbesserung ihrer Tics durch den Einsatz von Cannabis. In der klinischen Praxis von Dr. Kirsten Müller-Vahl wurden dies durch mehrfach positive Erfahrungen bestätigt. Diese Erfahrungen stammen insbesondere von Erwachsenen, die auf Standardmedikamente nicht ansprachen oder diese nicht vertrugen.
Diese individuellen Rückmeldungen sind ermutigend und zeigen, dass wir noch mehr Studien zu diesem Thema brauchen. Denn Patientenerfahrungen ersetzen keine systematische Übersichtsarbeit oder kontrollierte Studien mit breiter Datenbasis.
Fazit
Abschließend lässt sich folgendes zum Thema Cannabis bei Tourette Erkrankungen feststellen: Die Datenlage zur Anwendung von Cannabis bei Tourette-Syndrom ist zwar begrenzt, aber wachsend und dennoch aussagekräftig. Insbesondere das Cannabinoid THC zeigt Potenzial, die Häufigkeit und Intensität von Tics bei ausgewählten Patienten zu senken. Diese Erkenntnisse werden durch Studien unter Leitung von Dr. Kirsten R. Müller-Vahl bestätigt. Dennoch bleiben viele Fragen offen, etwa zur Langzeitwirkung, Dosierung und Anwendung bei Jugendlichen.
Medizinisches Cannabis kann eine sinnvolle Ergänzung sein, gerade wenn konventionelle Therapien versagen. Der Einsatz von Gras als Medizin sollte jedoch nur unter strenger ärztlicher Kontrolle und in guter Dokumentation zum Einsatz kommen.
Für die Zukunft sind mehr klinische Studien und eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema nötig, um Menschen mit Tourette verlässlich zu helfen und eine fundierte Entscheidung über ein mögliches Rezept zu ermöglichen.