Ja, Cannabis, das in der Medizin Anwendung findet, hilft gegen Übelkeit und wird auch bereits effektiv bei verschiedenen Erkrankungen oder Begleiterscheinungen eingesetzt. Doch kann man es frei als Hausmittel einsetzen oder sollte es nur unter Begleitung von einem Arzt oder Therapeuten Verwendung finden?
Wie und wodurch wird Übelkeit ausgelöst?
Übelkeit ist ein unangenehmes Gefühl, das oft den Drang zum Erbrechen auslöst. Es ist ein Schutzmechanismus des Körpers, um unverträgliche oder giftige Stoffe schnellstmöglich loszuwerden. Übelkeit kann durch eine Vielzahl von Ursachen im menschlichen Körper ausgelöst werden, darunter Krankheiten, Nebenwirkungen von Behandlungen wie Chemotherapie und die Funktion des Endocannabinoid-Systems.
Ursachen für Übelkeit
Es gibt einige unterschiedliche Ursachen, wodurch Übelkeit bei Menschen ausgelöst wird. Nicht jeder reagiert gleichermaßen. Manche Menschen sind empfindlich und reagieren schnell mit diesem unangenehmen Gefühl, andere wiederum nicht. Doch welche Ursachen gibt es?
Krankheiten:
- Magen-Darm-Erkrankungen: Infektionen durch Viren, Bakterien oder Parasiten, wie z.B. Noroviren oder Salmonellen, können Übelkeit verursachen, die dann oft begleitet ist von starken Durchfällen und/oder Erbrechen.
- Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD): Dies ist eine chronische Verdauungskrankheit, bei der Magensäure in die Speiseröhre zurückfließt und Übelkeit auslösen kann.
- Migräne: Schwere Kopfschmerzen, die oft mit Übelkeit und/oder Erbrechen einhergehen.
- Schwangerschaft: Vor allem in den ersten Schwangerschaftswochen erleben viele Frauen Übelkeit, oft als "Morgenübelkeit" bezeichnet.
- Vergiftungen: Wenn Menschen zu viel Alkohol, Tabletten oder andere Substanzen einnehmen, wird ihnen oft übel. Auch bei einem missbräuchlichen Cannabiskonsum kann das vorkommen.
Nebenwirkungen von Behandlungen:
- Chemotherapie: Viele Chemotherapeutika können Übelkeit in Kombination mit Erbrechen als Nebenwirkung verursachen. Diese Medikamente beeinflussen den Magen-Darm-Trakt und das zentrale Nervensystem, was zu Übelkeit und leider oft auch zu einem Brechreiz führt.
- Strahlentherapie: Besonders dann, wenn der Magen oder andere Teile des Verdauungstrakts bestrahlt werden.
- Medikamente: Einige Schmerzmittel, Antibiotika und Antidepressiva können ebenfalls Übelkeit hervorrufen.
Bei Bauchschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Problemen mit der Verdauung oder anderen Symptomen gibt es verschiedene Hausmittel gegen Übelkeit, die die Beschwerden lindern können.
Hausmittel, die Übelkeit lindern
Eine der wirksamsten Methoden unter den Hausmitteln ist das Trinken von Tee, wie von der Kamille oder Ingwer, die beruhigend auf den Magen wirken, wenn Übelkeitssymptome auftreten. Frischer Ingwer kann dazu einfach in Scheiben geschnitten und in heißem Wasser aufgebrüht werden. Auch Kamillentee ist bekannt für seine beruhigenden Eigenschaften. Wenn es vertragen wird, dann gerne mit Zucker gesüßt. Das Trinken von Brühe hilft auch, den Salzgehalt im Körper zu stabilisieren und hilft gegen Schwindel. Kleine Schlucke sind dabei oft besser verträglich als große Mengen auf einmal.
Kleinere, häufigere Mahlzeiten, die den Magen nicht belasten (wie beispielsweise Zwieback), statt großer, schwerer Mahlzeiten können ebenfalls zur Linderung von Übelkeit beitragen.
Auch bestimmte Verhaltensweisen können helfen, den Magen und das Gemüt zu schonen. Sich in eine ruhige, dunkle Umgebung zu begeben und die Augen zu schließen, kann oft helfen. Frische Luft ist ebenfalls hilfreich; ein Spaziergang im Freien oder das Öffnen eines Fensters kann die Symptome reduzieren.
Akupressur ist eine weitere Technik, die sich bewährt hat. Das Drücken auf den Akupressurpunkt P6 (Neiguan) am Unterarm kann helfen, dass die Übelkeit abnimmt. Überdies ist es hilfreich, starke Gerüche zu vermeiden, da diese oft Übelkeit auslösen oder verschlimmern können.
Hilft Cannabis bei Übelkeit?
Ja, Cannabis wird bereits in der Medizin erfolgreich bei Übelkeit eingesetzt und es gibt auch verschiedene Studien, die das belegen. Natürlich gibt es auch Medikamente gegen Übelkeit, diese helfen aber bei starken Symptomen teilweise nicht ausreichend und/oder haben starke Nebenwirkungen. Die Begleiterscheinungen von Cannabis (Appetitanregung, beruhigender Effekt, Entspannung, Hervorrufen von Müdigkeit) sind bei einigen Patienten im Gegenzug sehr willkommen.
Das Endocannabinoidsystem reguliert unter anderem Übelkeit und Erbrechen. Die Brechzentren im Gehirn, in der Darmschleimhaut und im Innenohr sind mit reichlich CB1 ausgestattet. Niedrige AEA- und 2-AG-Spiegel und geringe CB1-Dicht lösen eine Übelkeit teilweise in Verbindung mit Erbrechen aus - wie bei einer Reisekrankheit. Auch der Serotoninspiegel ist mit von der Partie und kann für Übelkeit sorgen. Doch wie kann man hier Cannabis wirksam einsetzen?
Endocannabinoide und ihre Wirkungen auf Übelkeit
Der AEA-Spiegel
Anandamid (AEA) ist ein Endocannabinoid, das natürlicherweise im menschlichen Körper produziert wird und eine wichtige Rolle im Endocannabinoid-System spielt. Es fungiert als Neurotransmitter und Neuromodulator, der an der Regulation von Stimmung, Schmerzempfindung, Appetit und Entzündungsprozessen beteiligt ist. AEA ist mehr oder weniger das ureigene THC des Körpers und ist auch bekannt als "Glücksmolekül", das positive Gefühle fördert. Ein Mangel an Anandamid kann verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen, einschließlich erhöhter Schmerzempfindlichkeit, emotionaler Instabilität und Übelkeit. CBD (Cannabidiol), eine andere Verbindung aus Cannabis, kann den AEA-Spiegel erhöhen, indem es den Abbau von Anandamid verlangsamt, was zu potenziellen therapeutischen Effekten führen kann.
2-AG
2-AG steht für "2-Arachidonoylglycerol", ein weiteres Endocannabinoid, das als Wirkstoff im menschlichen Körper vorkommt. Es spielt eine wichtige Rolle im Endocannabinoid-System als Neurotransmitter und Neuromodulator, ähnlich wie Anandamid (AEA). 2-AG wirkt hauptsächlich durch die Aktivierung der Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2.
Ein Mangel an 2-AG im menschlichen Körper kann mit Übelkeit in Verbindung stehen, obwohl die genauen Mechanismen komplex sind und bisher nicht vollständig verstanden werden. Das Endocannabinoid-System, zu dem auch 2-AG gehört, reguliert verschiedene physiologische Prozesse, einschließlich der Kontrolle von Übelkeit und Erbrechen. Wenn das Gleichgewicht dieses Systems gestört ist, beispielsweise durch einen Mangel an 2-AG, könnte dies die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigen, Übelkeit angemessen zu regulieren oder zu unterdrücken.
Serotonin
Ein Mangel an Serotonin im menschlichen Körper kann tatsächlich Übelkeit verursachen oder verschlimmern. Serotonin ist ein Neurotransmitter, der eine Schlüsselrolle bei der Regulation von Stimmung, Schlaf, Appetit und auch bei der Steuerung von Übelkeit und Erbrechen spielt.
Die Serotoninrezeptoren im Gehirn und im Magen-Darm-Trakt sind an der Signalübertragung beteiligt, die Übelkeit auslösen oder hemmen kann. Ein Mangel an Serotonin kann daher die normale Funktion dieser Rezeptoren stören und zu einem gesteigerten Übelkeitsempfinden führen. Dies kann besonders relevant sein bei bestimmten Erkrankungen wie der Reisekrankheit, bei denen Serotonin eine wichtige Rolle bei der Regulation der Reaktion auf Bewegung spielt.
Cannabis gegen Übelkeit effektiv einsetzen
Mit Cannabis kann man Übelkeit mildern und kann auch bei hartnäckigen Fällen eingesetz werden. Die Medizin macht sich diese Tatsache bereits zunutze. Ein bekanntes Beispiel für die Anwendung von Cannabis zur Milderung von Übelkeit ist die Verwendung von Dronabinol, einem synthetischen THC (Tetrahydrocannabinol), dem psychoaktiven Wirkstoff in Cannabis. Dronabinol wird insbesondere zur Behandlung von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt, die durch Chemotherapie bei Krebspatienten verursacht werden.
Einsatz und Dosierung
Welche Cannabissorte bei dem behandelnden Patienten gegen Übelkeit eingesetzt wird, hängt von der Erkrankung und dem Patienten selbst ab und sollte immer gemeinsam mit einem Arzt oder Therapeuten abgestimmt werden. Ein zu hoher CBD-Wert kann bei manchen Menschen die Übelkeit verstärken, daher sollte diese niedrig sein. THCA hat brechreizhemmende Wirkungen.
Fazit
Cannabis hilft nachweislich und effektiv gegen Übelkeit und wird bereits bei verschiedenen Erkrankungen und Begleiterscheinungen erfolgreich eingesetzt. Übelkeit kann durch eine Vielzahl von Ursachen wie Krankheiten und Nebenwirkungen von Behandlungen ausgelöst werden und dient als Schutzmechanismus des Körpers. Die medizinische Nutzung von Cannabis, speziell durch synthetische THC-Produkte wie Dronabinol, zeigt positive Ergebnisse, insbesondere bei Chemotherapie-induzierter Übelkeit. Das Endocannabinoidsystem spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung von Übelkeit, wobei Cannabinoid-Rezeptoren in Brechzentren im Gehirn und der Darmschleimhaut eine wichtige Rolle spielen. Ein Mangel an Endocannabinoiden wie Anandamid und 2-AG kann Übelkeit verstärken, während CBD durch die Erhöhung des AEA-Spiegels zur Linderung beitragen kann. Die Auswahl der Cannabissorte und die Dosierung sollten individuell und in Absprache mit einem Arzt erfolgen.
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