
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabiskonsum kann das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen, insbesondere bei Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- THC kann akut Herzfrequenz und Blutdruck steigern, was das Herz zusätzlich belasten könnte.
- Einige Studien deuten auf eine geringere Krankenhaussterblichkeit bei Cannabiskonsumenten hin, wobei diese Ergebnisse nicht als kausaler Zusammenhang gewertet werden können.
- Die Form des Konsums könnte eine Rolle für das Risiko spielen, wobei Rauchen vermutlich stärker belastet als orale oder verdampfende Einnahmeformen.
- Die langfristigen Auswirkungen auf das Herz Kreislauf System sind nicht abschließend geklärt, weshalb weitere Forschung nötig ist.
Die Auswirkungen von Cannabis auf unsere Gesundheit werden heutzutage zunehmend erforscht und aus wissenschaftlicher sowie medizinischer Sicht diskutiert. Dazu gehört auch die Frage, inwiefern sich der Cannabis Konsum auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirken kann.
Dabei fragen sich Forscher und Mediziner auch immer häufiger, ob der Konsum von Cannabis das Risiko eines Herzinfarkts steigern kann und ob sich die Nutzung der Pflanze auf die Herzgesundheit auswirken kann. Diese Zusammenhänge wurden in vielen Studien untersucht und die Ergebnisse sind teilweise überraschend und auch gegensätzlich.
In diesem Artikel erfährst du, wie ein Herzinfarkt im Allgemeinen entstehen kann, welche Zusammenhänge hier mit dem Cannabis Konsum entstehen kann und was die Forschung zu möglichen Auswirkungen und Gefahren sagt.
Wie entsteht ein Herzinfarkt?
Ein Herzinfarkt, medizinisch auch Myokardinfarkt genannt, entsteht, wenn ein Teil des Herzmuskels plötzlich nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Der Grund dafür ist fast immer ein akuter Verschluss eines der Blutgefäße, der sogenannten Koronararterien, die das Herz versorgen.
Hauptursachen für einen Herzinfarkt sind (1):
- Atherosklerose, welche durch Ablagerungen aus Fett, Cholesterin und anderen Substanzen die Herzkranzgefäße verengen kann.
- Plaqueruptur, bei der eine instabile Ablagerung ein reißt und ein Blutgerinnsel bilden kann, was wiederum das Gefäß verschließen kann.
- Durch dauerhaften Bluthochdruck können die Gefäßwände belastet werden und die Bildung von Plaques fördern.
- Tabakrauchen kann die Gefäßinnenwände schädigen und somit Entzündungsprozesse fördern.
- Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und Übergewicht können auch zur Entstehung der Gefäßverengung beitragen.
- Ein hoher Cholesterinspiegel kann das Risiko der Plaquebildung erhöhen, was die Arterien verschließen kann.
Bei einem Herzinfarkt muss der Blutfluss schnell wiederhergestellt werden, sonst kann das betroffene Herzgewebe absterben, was lebensbedrohlich ist!
Wie kann ein Infarkt des Herzens vermieden werden?
Zur Vorbeugung eines Herzinfarkts gehören gesunde Lebensgewohnheiten wie folgende (2):
- Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und gesunde Fette können helfen, das Herz zu schützen.
- Durch eine regelmäßige moderate Bewegung, wie tägliches Gehen, kann das Herz gestärkt und die Durchblutung verbessert werden.
- Der Verzicht auf Rauchen kann helfen einen Myokardinfarkt zu vermeiden, da Nichtraucher hier einer deutlich geringeren Gefahr ausgesetzt sein können.
- Der Blutdruck und Cholesterin sollte im Blick behalten werden. Dennregelmäßige ärztliche Kontrollen können helfen, Unstimmigkeiten und Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Erhöhtes Risiko durch Cannabiskonsum?
Die Frage, ob das Herzinfarktrisiko durch den Cannabiskonsum erhöht werden kann, wurde in mehreren Studien untersucht. Ergebnisse weisen hierbei darauf hin, dass Cannabiskonsum mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und andere kardiovaskuläre Ereignisse verbunden sein könnte, wenn es über einen längeren Zeitraum konsumiert wird.
Als potenziell besonders gefährdete Personengruppe gelten jene Personen, die breites unter bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes oder Nikotikabhängigkeit leiden. Denn diese Kombination von Faktoren und Konsum könnte die Belastung für das Herz-Kreislauf-System verstärken. Hierbei kann auch die Dosis, Häufigkeit des Konsums sowie die Konsumform eine Rolle spielen und die individuelle Gefährdungslage ändern.
Herzrasen: Muss ich mir als junger Mensch Sorgen machen?
Cannabiskonsum kann neben weiteren Auswirkungen auf das Herz vor allem den Puls beschleunigen und in bestimmten Fällen auch zu unangenehmen Herzrasen führen. Die Gründe dafür können etwa eine zu hohe Dosis sein, Dehydrierung, Hitze, Unterzuckerung und viele mehr. Die Tatsache, dass Cannabis bei vielen Menschen unter bestimmten Umständen auch Panik verursachen kann, sorgt häufig dafür, dass vor allem jüngere und unerfahrenere Konsumenten sich bei akuten Symptomen fragen, ob eine ungewohnt hohe Herzfrequenz nach dem Konsum normal ist und ob Cannabis nicht vielleicht sogar einen Herzinfakt auslösen könnte. Allerdings können wir Dich in diesem Fall beruhigen: Wenn du keine bekannten Vorerkrankungen hast und grundsätzlich gesund bist, ist ein Herzinfakt durch zu viel Cannabis extrem unwahrscheinlich. Solltest du dich unwohl fühlen, raten wir dir dennoch dich einem Arzt vorzustellen und eventuelle Auswirkung auf die Herzgesundheit überprüfen zu lassen.
Was sind die genauen Auswirkungen von Cannabis auf das Herz?
Die Beziehung zwischen Cannabiskonsum und Herz Kreislauf System tritt vermehrt in den Fokus von Forschung und Medizin, wobei besonders das Cannbinoid Tetrahydrocannabinol (THC), der psychotrope Hauptwirkstoff der Pflanze, im Hauptaugenmerk steht.
Zwar gibt es auch Hinweise auf mögliche Effekte, die das Herz schützen könnten, jedoch gibt es auch gegenteilige Beobachtungen. Diese zeigen mögliche Risiken, die mit dem Konsum von THC verbunden sind. Die nachfolgenden Punkte zeigen dir, welche Wirkungen THC im Körper haben kann.
Mögliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System:
- Aktivierung von CB1 und CB2 Rezeptoren im Herzgewebe
- Veränderung des Gefäßtonus und der Blutdruckregulation
- Anstieg der Herzfrequenz unmittelbar nach dem Konsum
- Beeinflussung der elektrischen Reizleitung im Herzen
- Erhöhte Sauerstoffnachfrage bei gleichzeitig verminderter Versorgung
- Potenzielle Förderung von Entzündungsprozessen oder deren Hemmung
- Beteiligung an der Regulation von Stress und Kreislaufreaktionen
- Wechselwirkungen mit bestehenden kardiovaskulären Erkrankungen
Mögliche Schutzmechanismen durch Cannabinoide
Hingegen vieler Bedenken und Studienergebnisse vermuten einige Forschende, dass der Konsum bestimmter Cannabinoide das Herz-Kreislauf-System auch positiv beeinflussen könnten.
Die genauen biologischen Prozesse sind noch nicht vollständig verstanden, weswegen wir hier noch mehr Studien brauchen, um verlässliche medizinische Aussagen machen zu können.
Folgende Schutzmechanismen, kardioprotektive Effekte, stehen derzeit im Fokus der Forschung:
- Hemmung entzündlicher Prozesse im Gefäßsystem
- Verbesserung der Durchblutung durch gefäßerweiternde Effekte
- Reduktion von oxidativem Stress in Herzmuskelzellen
- Regulation von Immunreaktionen bei bestehenden Gefäßschäden
- Unterstützung der Herzfunktion bei erhöhter Belastung
- Einfluss auf die Stressverarbeitung über das Endocannabinoid System
- Potenziell geringere Schädigung des Herzgewebes nach Ischämie
- Unterschiede in der Pathophysiologie von Infarkten bei Cannabiskonsumenten gegenüber Nichtkonsumenten
Welche Gefahren können mit dem Konsum von Cannabis verbunden sein?
Trotz der möglichen schützenden Effekte wurden auch vermehrt Gefahren erforscht, die mit der Nutzung der Cannabispflanze in Verbindung stehen können. Denn gerade THC kann die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöhen, was für Menschen mit bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen riskant sein könnte.
Das erhöhte Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall durch Cannabiskonsum gilt vor allem für Menschen, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Störung erkrankt sind oder die zu anderen Risikogruppen gehören, wie etwa Personen mit Bluthochdruck, Diabetes, hohem Cholesterin oder starkem Konsumverhalten.
Daher sollten Patienten, die medizinisches Cannabis erhalten, individuelle Gesundheitsfaktoren wie Vorerkrankungen, Einnahmeart, Dosis und Konsumhäufigkeit stets berücksichtigt und ärztlich sorgfältig überwacht werden, da auch starkes Konsumverhalten bei ansonsten gesunden Personen ein Risiko darstellen kann.
Mögliche Gefahren im Überblick:
- Erhöhung von Herzfrequenz und Blutdruck
- Belastung des Herz Kreislauf Systems bei Vorerkrankungen
- Steigendes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall
- Mögliche Auslösung von Herzrhythmusstörungen
- Verstärkung bestehender Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Arteriosklerose
- Ungünstige Effekte beim Rauchen durch zusätzliche Gefäßbelastung
Spielt die Konsumform eine Rolle?
Die Art der Einnahme kann eine zentrale Rolle spielen, da durch das Rauchen von Cannabis die Blutgefäße stärker belastet werden kann (3) als bei einer oralen Einnahme oder beim Verdampfen.
Jedoch können zu hoch dosierte Edibles sich ebenfalls Auswirkungen auf die Herzfrequenz und Blutdruck haben.
In der medizinischen Anwendung wird daher empfohlen, auf möglichst schonende Formen der Einnahme zu achten, um die Belastung für Herz und Gefäße zu minimieren.
Was sagen aktuelle Studien dazu?
Wie wir bereits feststellen konnten, haben viele Studien die medizinischen Zusammenhänge zwischen Cannabiskonsum und Herzinfarktrisiko analysiert. Forscher kamen im Journal of the American College of Cardiology zu dem Schluss (4), dass vor allem regelmäßiger Konsum ein erhöhtes Risiko für Myokardinfarkt und Schlaganfall mit sich bringen kann. Dies solle vor allem bei täglichem Konsum von Cannabis gelten, da hier die Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Ereignisse zu steigen scheint.
Auch Drugcom weist darauf hin (5), dass ein Zusammenhang zwischen Cannabiskonsum und erhöhtem Herzinfarktrisiko bestehen kann, wobei gerade Personen mit bekannten Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Gefäßerkrankungen davon betroffen sein könnten.
Deswegen werden diese möglichen Auswirkungen in Deutschland und weiteren Ländern, die sich im Zuge der Legalisierung befinden, untersucht.
Studien mit gegensätzlichen Ergebnissen
In einer retrospektiven Studie aus den USA analysierten Forscher (6) Daten von über 9 Millionen Patienten mit diagnostiziertem Myokardinfarkt. Dabei hatten ungefähr 117.000 dieser Patienten angegeben, Cannabis zu konsumieren.
In dieser Gruppe zeigte sich jedoch eine geringere Rate an Komplikationen wie Herzstillstand, Schlaganfall oder Vorhofflimmern während des Krankenhausaufenthalts. Auch die Gesamtmortalität im Krankenhaus war niedriger bei denen, die angaben Cannabis zu konsumieren.
Diese Ergebnisse könnten jedoch auch von andere Faktoren beeinflusst worden sein, da das Durchschnittsalter der Cannabiskonsumenten mit etwa 51 Jahren deutlich niedriger als das der Nichtkonsumenten mit rund 63 Jahren. Dieser Altersunterschied könnte ein geringeres Risiko für Komplikationen erklären.
Abschließend betonen die Autoren der Studie selbst, dass die Daten jedoch keinen direkten kausalen Zusammenhang belegen und weitere Untersuchungen notwendig sind.
Fazit
Abschließend lässt sich aufgrund, dass der Stand der Forschung uns keine eindeutige Antwort auf die Zusammenhänge zwischen Cannabis Konsum und Herz-Kreislauf-Erkrankungen geben kann. Denn die aktuelle Forschungslage zeigt, dass der Einfluss von Cannabis auf das Herz-Kreislauf-Systems nicht eindeutig schlecht oder gut ist. Bisherigen Studien konnten beweisen, dass Cannabis sowohl potenziell belastende als auch schützende Effekte auf das Herz-Kreislauf-System haben kann.
Gleichzeitig gibt es deutliche Hinweise darauf, dass Cannabis das Risiko für bestimmte Herzprobleme erhöhen kann. Dies gilt vor allem für Personen, die bereits an einer Herz-Kreislauf-Erkrankungen erkrankt sind oder weitere Risikofaktoren für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung mit sich bringen.
Um diese Zusammenhänge zwischen Cannabis und dem Herzen, insbesondere das Risiko eines Herzinfarkts besser zu verstehen, sind weitere Studien notwendig, die auch die langfristigen Auswirkungen des Cannabiskonsums auf das Herz-Kreislauf-System untersuchen. Außerdem wäre es wünschenswert, dass auf diesem Fundament auch gezielte Präventionsstrategien entwickelt werden, die die Gesundheit der Konsumenten schützen können.
Quellen
- Deutsche Herzstiftung. Ursachen für einen Herzinfarkt. Verfügbar unter: https://herzstiftung.de/infos-zu-herzerkrankungen/herzinfarkt/ursachen
- Pflege.de. Herzinfarkt: Ursachen und Risikofaktoren. Verfügbar unter: https://www.pflege.de/krankheiten/herzinfarkt/ursachen-risikofaktoren/
- University of California San Francisco (UCSF). Learn How Long-Term Marijuana Smoke Can Damage Your Blood Vessels. Verfügbar unter: https://www.ucsf.edu/news/2023/11/426561/learn-how-long-term-marijuana-smoke-can-damage-your-blood-vessels
- American College of Cardiology (ACC). Cannabis Use Substantially Increases Risk of Heart Attack. Journal Scan vom 24.03.2025. Verfügbar unter: https://www.acc.org/Latest-in-Cardiology/Journal-Scans/2025/03/24/13/52/Cannabis-Use-Substantially-Increases-Risk-of-Heart-Attack-acc-2025
- Drugcom. Täglicher Cannabiskonsum steht mit Herzinfarkt und Schlaganfall in Zusammenhang. Verfügbar unter: https://www.drugcom.de/news/taeglicher-cannabiskonsum-steht-mit-herzinfarkt-und-schlaganfall-in-zusammenhang/
- Alzghari, S. K. et al. Cardiovascular Effects of Marijuana: A Review of the Literature. Cureus. 2019;11(11):e6415. Verfügbar unter: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31789638/