
Inhaltsverzeichnis
Wichtigste Erkenntnisse
- THC kann an die CB1 Rezeptoren im zentralen Nervensystem binden und so Schmerzempfinden und neuronale Signalübertragung beeinflussen.
- Das Endocannabinoid System reguliert zentrale Körperfunktionen wie Stimmung, Appetit, Schlaf und Schmerz.
- Cannabis kann chronische und neuropathische Schmerzen lindern, insbesondere durch die Wirkung von THC.
- THC kann Stimmung, Schlaf und Kreativität beeinflussen, unter anderem durch die Freisetzung von Dopamin und Serotonin.
- Die Cannabis Wirkung ist individuell unterschiedlich und hängt von Dosis, der Form des Cannabiskonsums und psychischem und physischen Zustand des Konsumenten ab.
Cannabis ist heutzutage für viele positive Wirkungen bekannt. Doch kann Cannabiskonsum eigentlich das Nervensystem unseres Körpers beeinflussen? Ja, denn Cannabis kann das zentrale Nervensystem über das sogenannte körpereigene Endocannabinoid-System, welches die wichtigen Körperfunktionen wie Schmerzempfinden, Stimmung und Appetit reguliert, beeinflussen.
Hier wirken die beiden bekanntesten Wirkstoffe der Cannabispflanze, THC und CBD, unterschiedlich. Denn THC wirkt psychotrop und kann unter anderem Gedächtnis, Wahrnehmung und Emotionen beeinflussen, während dem Wirkstoff CBD hingegen eine beruhigende und entzündungshemmende Wirkung ohne Rausch zugeschrieben wird.
Diese Wirkungen sind nicht nur interessant, wenn du in deiner Freizeit konsumierst, sondern sie finden auch zunehmend Anwendung in medizinischen Behandlungen wie der Schmerztherapie oder bei neurologischen Erkrankungen.
In diesem Artikel erfährst du, welche positiven Wirkungen Cannabis auf das Nervensystem haben und auch welche Risiken der Konsum mit sich bringen kann.
Was sind Cannabinoide und welche Wirkung haben sie auf das Nervensystem?
Wie wirken denn nun die Cannabinoide wie THC und CBD im Nervensystem? THC und CBD sind die wohl bekanntesten Cannabinoide der Cannabispflanze und sie bringen unterschiedliche Wirkungen im menschlichen Körper mit sich.
Während Tetrahydrocannabinol psychotrop wirkt, ist CBD bekannt für seine beruhigenden Eigenschaften ohne den klassischen Rausch-Effekt. In Kombination können diese beiden Cannabinoide eine ausgewogene Wirkung im Körper haben, die sowohl das körperliche als auch das psychische Wohlbefinden fördern können.
Wie wirkt THC auf das Nervensystem?
Das Cannabinoid THC agiert, wie wir bereits gelernt haben, hauptsächlich mit dem menschlichen Endocannabinoid-System, indem es an bestimmte Rezeptoren im Gehirn und im zentralen Nervensystem andockt. Zudem kann es auch auf andere Rezeptoren und Signalwege im Körper wirken. Diese Interaktion verändert und verstärkt die Kommunikation zwischen den Nervenzellen, wodurch bei bekannte berauschenden Wirkung eintreten kann.
Das Endocannabinoid System und seine Rezeptoren
Das Endocannabinoid System ist ein zentrales Regulationsnetzwerk des Körpers, das die physiologischen Funktionen wie Schmerz, Schlaf, Appetit und Immunantwort steuern kann. Zudem besteht das ECS aus den bestimmten Botenstoffen, Endocannabinoiden, und den passenden Empfangsstellen in den Zellen, den sogenannten Cannabinoid-Rezeptoren.
Die körpereigenen Botenstoffe, Anandamid und 2-Arachidonylglycerol (2‑AG), wirken im ECS wie Schlüssel und passen in die Schlösser, womit die CB1-Rezeptoren im Gehirn und CB2-Rezeptoren im peripheren Nervensystem und Immunsystem gemeint sind.
Wenn THC mithilfe der Botenstoffe an diesen Rezeptoren andockt, imitieren oder modulieren Cannabinoide die natürlichen Funktionen des Systems und beeinflussen damit die Wirkung auf das physische und psychische Bewusstsein und Wohlbefinden.
Wie beeinflusst der Konsum von Cannabis das Gehirn und die kognitiven Funktionen?
Der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) beeinflusst das zentrale Nervensystem und kann dabei verschiedene kognitive Prozesse verändern. Diese Effekte sind stark von einigen Faktoren abhängig, wozu vor allem die Dosis, die Verfassung des Konsumenten, sowohl geistig als auch Körperlich und unter anderem auch die Qualität und Reinheit des Konsumproduktes gehören.
Diese Erkenntnisse zeigen sich auch in Studien wieder (1), wo mögliche Beeinträchtigungen als auch kurzfristige Verstärkungen bestimmter Wahrnehmungsprozesse durch den Konsum von THC festgestellt wurden.
Hier findest du die wichtigsten Erkenntnisse dazu im Überblick:
- THC kann die Aufmerksamkeit und Konzentration beeinflussen. Dadurch kann es ein, dass du dich auf eine Sache sehr stark konzentrierst, aber du dabei den Überblick verlierst. Denn dein Gehirn tut sich schwer, mehrere Reize gleichzeitig zu verarbeiten oder logisch zu denken. Deswegen sehen viele Forscher Fahren unter THC-Einfluss als gefährlich an.
- Der Konsum kann das Arbeitsgedächtnis verändern (2), wasvor allem den Hippocampus betrifft, wo CB1-Rezeptoren stark vertreten sind. Hierbei kann die neuronale Kommunikation gehemmt und die Merkfähigkeit sowie das Kurzzeitgedächtnis beeinträchtigt werden.
- Ebenso kann eine reduzierte Reaktionsgeschwindigkeit und Entscheidungsfindung nach dem Konsum auftreten, da die Verarbeitungsgeschwindigkeit im präfrontalen Kortex beeinflusst wird. Das kann zu verlangsamten kognitiven Reaktionen führen.
- Niedrige THC-Dosen zeigen bei manchen Konsumenten vorübergehend eine verbesserte Kreativität und Aufmerksamkeit, hohe Dosen hingegen könne das Risiko für Denkstörungen und reduzierte kognitive Leistungsfähigkeit erhöhen.
- Obwohl einige kognitive Effekte von THC bereits bekannt sind, steht die Anwendung in kognitiven Therapien, wie etwa bei posttraumatischen Belastungsstörungen, noch am Anfang. Es fehlen noch mehr Daten, weswegen weitere klinische Studien sind erforderlich.
THC gegen Schmerzen: Cannabinoide und ihre Effekte auf das Nervensystem?
Neben dem Einfluss von THC auf die kognitiven Funktionen, kann THC durch die Bindung an die CB1 Rezeptoren auch schmerzlindernde Effekte aktivieren. Dadurch könnte THC als mögliche Option in der Behandlung von chronischen Schmerzen angewendet werden. Hierbei interagiert THC mit dem Endocannabinoid System und beeinflusst über die Cannabinoid Rezeptoren die Weiterleitung von Schmerzreizen. Studien deuten darauf (3) hin, dass Cannabinoide, insbesondere THC, in der Schmerztherapie etwa bei neuropathischen Schmerzen ein gewisses Potenzial haben.
Mögliche Effekte durch den Konsum von THC im Überblick:
- In der Schmerzlinderung kann Tetrahydrocannabinol in individuell abgestimmter Dosierung zur Reduktion des Schmerzempfindens beitragen und entspannend auf den Körper wirken.
- Zur Schlafunterstützung bei Menschen mit Schlafproblemen kann der Konsum von Cannabis mit THC helfen schneller einzuschlafen (4), wobei dieser Effekt stark von der Dosierung und Verträglichkeit abhängt. Jedoch kann zu spät konsumiertes Cannabis am nächsten Tag zu einem Überhang führen, was den Schlafrhythmus wiederum auch beeinflussen kann.
- Zur Stimmungsverbesserung trägt THC zur Ausschüttung von Dopamin bei, was positive Emotionen und ein Gefühl von Euphorie hervorrufen kann.
- Die Kreativität kann laut Berichten von einigen Konsumenten durch den Konsum von Marihuana oder anderen cannabisbasierten Präparaten gesteigert werden, wobei dieser Effekt genau wie jeder andere auch individuell sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Abschließend lässt sich sagen, dass THC über Cannabinoid Rezeptoren das subjektive Wohlbefinden beeinflussen kann. Die genaue Wirkung von Cannabis auf das Nervensystem ist abhängig von vielen Faktoren wie etwa der THC Konzentration, der Dosierung, der Art des Konsums von Cannabis und individuellen Unterschieden der Konsumenten.
Cannabis kann in verschiedenen Formen von Haschisch, Dronabinol Tropfen oder inhalativem Konsum angewendet werden. Diese Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis und seinen Inhaltsstoffen ist ein vielseitiges Feld der aktuellen Forschung.
Fazit
Cannabis, insbesondere THC, bietet eine breite Wirkung auf das zentrale Nervensystem und das Gehirn. Durch die Bindung an Cannabinoid Rezeptoren im ECS unseres Körpers beeinflusst Tetrahydrocannabinol die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen, was sowohl therapeutisch als auch psychotrop genutzt werden kann.
Die Vielfalt an Cannabinoiden kann sowohl Entspannung als auch Kreativität fördern, was die Wirkung von Tetrahydrocannabinol einzigartig macht. Jedoch ist für einen gezielten therapeutischen und medizinischen Einsatz Verantwortung des Konsumenten und die richtige Dosierung wichtig, um die positiven Effekte von Cannabis optimal nutzen zu können.
Quellen
- Choi, S., Huang, B. C., & Gamaldo, C. E. (2020). Therapeutic uses of cannabis on sleep disorders and related conditions. Journal of Clinical Neurophysiology, 37(1), 39–49. https://journals.lww.com/clinicalneurophys/abstract/2020/01000/therapeutic_uses_of_cannabis_on_sleep_disorders.7.aspx
- Hameed, M., Prasad, S., Jain, E., Dogrul, B. N., Al-Oleimat, A., Pokhrel, B., Chowdhury, S., Co, E. L., Mitra, S., Quinonez, J., Ruxmohan, S., & Stein, J. (2023). Medical cannabis for chronic nonmalignant pain management. Current Pain and Headache Reports, 27(4), 57–63. https://link.springer.com/article/10.1007/s11916-023-01101-w
- Mammen, G., Rueda, S., Roerecke, M., Bonato, S., Lev-Ran, S., & Rehm, J. (2018). Association of cannabis with long-term clinical symptoms in anxiety and mood disorders: A systematic review of prospective studies. The Journal of Clinical Psychiatry, 79(4), Article 2248. https://www.psychiatrist.com/jcp/cannabis-and-anxiety-and-mood-disorders/
- University of Colorado Anschutz Medical Campus. (2024). Largest study ever done on cannabis and brain function finds impact on working memory. https://news.cuanschutz.edu/news-stories/largest-study-ever-done-on-cannabis-and-brain-function-finds-impact-on-working-memory