
Wichtigste Erkenntnisse
- Cannabis Social Clubs basieren auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt.
- Ohne Ausweisdokument und Mitgliedschaft gibt es keinen Zugang zum Verein.
- Konsum von Cannabis ist in privaten spanischen Social Clubs erlaubt, während der öffentliche Konsum nicht erlaubt ist. In Deutschland ist das anders, da der öffentliche Konsum in manchen Lokalen sowie in manchen anderen öffentlichen Bereiche unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist.
- Sauberkeit und unauffälliges Verhalten fördern das Vereinsleben und unterstützen die Legalisierungsbewegung.
- Der Anbau von Cannabis in Deutschland erfolgt im Rahmen von Anbauvereinigungen unter strengen gesetzlichen Vorgaben.
Spanien, insbesondere Barcelona, gehört zu einen der attraktivsten Reisezielen für Cannabis-Nutzer. Hier gibt es die populären Social Clubs. Jedoch fragen sich viele vor der ersten Reise, wie man sich überhaupt in diesen Clubs verhält und was die Unterschiede zu deutschen Social Clubs bzw. Anbauvereinigungen und niederländischen Coffeeshops sind. Funktionieren die Abgabestellen in den jeweiligen Ländern gleich?
Ein Social Club in Spanien ist nicht einfach ein Ort zum Konsumieren, sondern hier gelten spezielle Regeln für die Gemeinschaft, welche dem größeren Ziel untergeordnet sind, Cannabisprodukte legal, sicher und respektvoll zu genießen.
In diesem Artikel erfährst du, welche Unterschiede es zwischen Coffeeshops und Social Clubs in Spanien und Deutschland gibt. Zudem erklären wir, wie du dich bei Eintritt und Konsum verhalten solltest und warum der respektvolle Umgang unter Konsumenten die Grundlage für den langfristigen Erfolg der Cannabis Social Clubs bilden kann.
Wie unterscheiden sich Social Clubs und Coffeeshops?
Um zu verstehen, wie ein Social Club, kurz CSC, funktioniert, müssen wir diesen erstmal von den Coffeeshops aus den Niederlanden abgrenzen. Der grundlegende Unterschied: Coffeeshops sind öffentliche Verkaufsstellen, in denen jeder volljährige Erwachsene Cannabis kaufen kann – ganz ohne Mitgliedschaft. Du gehst rein, kaufst dein Cannabis und kannst es oft direkt vor Ort konsumieren. In einigen Regionen der Niederlande ist der Zugang für Touristen allerdings eingeschränkt.
Eine Regel gilt für Cannabis Social Clubs und Coffeeshops überall, egal ob in Spanien, den Niederlanden oder Deutschland. Wer sich nicht ausweisen kann und damit seine Volljährigkeit nachweisen kann, dem wird der Zugang verwehrt.
Social Clubs in Spanien und Deutschland funktionieren komplett anders als Coffeeshops: Sie sind private, geschlossene Vereine, bei denen nur registrierte Mitglieder Zugang haben. Während in niederländischen Coffeeshops ein klassischer Verkauf stattfindet, basieren Social Clubs auf dem Prinzip des gemeinschaftlichen Anbaus und der Abgabe an Mitglieder. Statt „Kunden" gibt es hier „Mitglieder einer Gemeinschaft"..
Eine Mitgliedschaft ist hier gesetzlich vorgeschrieben, und deutsche Clubs müssen die Daten ihrer Mitglieder lückenlos dokumentieren. Zudem sind sie als nicht gewinnorientierte Vereine nach Vereinsrecht organisiert. Das Cannabis Gesetz verpflichtet die Betreiber, jeden Einlass nachzuweisen, um den Missbrauch durch Minderjährige oder illegale Verkäufe zu verhindern.
Coffeeshops, spanische Social Clubs und Clubs in Deutschland im Vergleich
Ein weiterer wesentlicher Unterschied zwischen den Ländern Spanien, der Niederlande und Deutschland ist auch der Gesetztesrahmen. Denn Deutschland versucht seit der Teillegalisierung am 01.04.2024, den Cannabismarkt mit vielen Richtlinien zu regulieren. In Spanien und den Niederlanden gibt es bis jetzt kein offizielles Cannabisgesetz, sondern nur eine Duldungspolitik, die regional unterschiedlich umgesetzt wird.
Diese Tabelle gibt dir einen Überblick, worin sich die Abgabestellen, Anbauregelungen und Konsumorte der jeweiligen Länder unterscheiden:
Merkmal | Coffeeshop Niederlande | Social Club Spanien | Social Club Deutschland |
Zugang | Öffentlich ab 18 Jahren, in bestimmten Regionen nicht für Touristen zugelassen | Nur Mitglieder, meistens ab 18 Jahren oder sogar ab 21 Jahren | Nur Mitglieder, Eintritt erst ab 18 Jahren rechtlich erlaubt |
Konsum vor Ort erlaubt? | Ja, nur Cannabis, aber nur in bestimmten Shops. Tabak ist nicht gestattet | Ja | Nein, nur in Lokalitäten, die den Konsum von Cannabis ausdrücklich erlauben |
Anbau von Cannabis | Illegal | Gemeinsamer Anbau möglich | Anbau durch Verein erlaubt, Anbau von 3 Pflanzen für Eigenbedarf als Pirvatperson auch erlaubt |
Abgaberegelung | Verkauf direkt vor Ort | Abgabe an Mitglieder | Abgabe an Mitglieder |
Dokumentationspflicht | Gering | Mittel | Hoch |
Maximale Abgabemenge | 5 Gramm Cannabis pro Person/ Tag | Meist 3–5 g Cannabis pro Tag, bis zu ca. 90–100 g/Monat (durchschnittlicher Wert - keine offizielle Regelung) Mitnahme außerhalb des Clubs offiziell nicht gestattet | Ab 21 Jahren: max. 25 g/Tag & 50 g/Monat Von 18–21 Jahren: 30 g/Monat, max. 10 % THC) |
Werbung erlaubt? | Nein | Nein | Nein |
Welche Regeln gelten in Cannabis Social Clubs?
Wie du bereits sicherlich bemerkt hast, gibt es doch einige Unterschiede in den jeweiligen Ländern. Jedoch gelten einige Verhaltensregeln in allen Orten, wo Gras konsumiert und gekauft werden kann.
Folgende Verhaltensweisen gehören einfach zum guten Ton:
- Keine Fotos oder Videos von fremden Menschen! Schütze die Privatsphäre der Mitglieder und des Vereins. Es spricht nichts dagegen, sich selber zu fotografieren oder den Besitzer zu fragen, ob du auch den Club oder Shop filmen darfst, jedoch solltest du die Privatsphäre von anderen Konsumenten respektieren.
- Sauberkeit bewahren! Hinterlasse keine Müllberge aus Marihuana-Papes, Gras- und Tabakkrümeln oder leeren Bechern. Viele Shops und Clubs haben Mitarbeiter, die sich auch darum kümmern, den Müll einzusammeln. Jedoch gehört auch zu einem respektvollen Umgang, dass du keinen Müll hinterlässt. Außerdem tolerieren niederländische Coffeeshops keinen offensichtlichen Tabakkonsum.
- Respekt gegenüber Mitarbeitern und Mitgliedern. Jeder trägt zur Gemeinschaft bei und jeder, der sich normal verhält, ist auch willkommen!
- Verhalten draußen beachten: Konsumiere kein Cannabis direkt vor dem Club. Vermeide es besonders in Spanien, dich direkt vor den Clubs aufzuhalten, da dies Polizeikontrollen anziehen und für Ärger mit Anwohnern sorgen kann.
- Wenn der Club oder der Coffeeshop Snacks und Getränke anbietet, sind eigene Snacks oder Getränke nicht so gerne gesehen. Solltest du eine Unverträglichkeit haben oder aus anderen medizinischen Gründen bestimmte Nahrung oder Getränke brauchen, kann das jeder verstehen. Im Allgemeinen ergibt es Sinn, den Club oder Shop zu unterstützen, damit die Konsumenten und Mitglieder das Angebot weiterhin nutzen können.
Gerade in Ländern mit lockerer und nicht eindeutige Regulierung wie Spanien hängt die Akzeptanz der Clubs stark vom Verhalten der Mitglieder ab. Also trägst du einen großen Teil zur Zukunft von Social Clubs und Coffeeshops bei!
Was solltest du beim Kauf beachten?
In Social Clubs und auch in Coffeeshops läuft der Einkauf meist ruhig und organisiert ab. Beachte beim Kauf folgende "Regeln":
- Die Preise sind keine Verhandlungssache.
- Nimm dir Zeit für deine Entscheidung. Jedoch erwarte kein richtig langes Verkaufsgespräch, wenn der Laden oder Club voll ist. Budtenders in Coffeeshops oder Social Clubs beraten dich gerne bei der Auswahl deiner Blüten.
- Normalerweise gibt es keinen Umtausch, weswegen du dir vorher überlegen sollst, ob du die Sorte möchtest. Solltest du allerdings Qualitätsmängel wie Schimmel oder Fremdkörper finden, sind viele Mitarbeiter und Besitzer kulant und du könntest einen Ersatz bekommen. Der Ton macht hier die Musik, auch wenn du im Recht bist.
- Sei respektvoll zu den Mitarbeitern und störe nicht die Abläufe im Shop oder Club. Du kannst dennoch in Ruhe deine Produkte auswählen.
In Deutschland gibt es klare Regeln über Abgabe, Besitz und die maximal erlaubten Mengen Teil jeder Mitgliedschaft. Diese Unterschiede solltest du kennen, bevor du dich entscheidest, wo und wie du Mitglied in einem Cannabis Social Club wirst.
Wissenschaftliche Erkenntnisse zum Verhalten in Social Clubs
Die Forscher und das Team von Mafalda Pardal und Tom Decorte untersuchten wie CSCs in verschiedenen Ländern entstanden sind, reguliert und organisiert werden (1). Sie sahen sich dabei vor allem Uruguay und mehrere Regionen in Spanien an, wo CSCs offiziell erlaubt sind.
Beim Vergleich von CSCs in Spanien, Belgien und Uruguay fanden sie heraus, dass viele der selbst entwickelten Regeln der Clubs sehr gut in offizielle Gesetze übernommen werden könnten. Zu diesen Selbstregulierungsregeln gehören zum Beispiel:
- die Organisation als gemeinnütziger Verein ohne Gewinnabsicht
- eine vollständige Transparenz der Finanzen gegenüber allen Mitgliedern
- jährliche Mitgliederversammlungen mit Jahresberichten
- die Beschränkung der Produktion auf den tatsächlichen Bedarf der Mitglieder
- die demokratische Entscheidungsfindung innerhalb der Clubs
- die Bereitschaft zu einem sachlichen und konstruktiven Dialog mit Behörden, um Einblick in die Arbeitsweise zu geben.
Fazit
Wie verhalte ich mich im Cannabis Social Club? Viele Konsumenten fragen sich das im Zuge der Teillegalisierung oder bevor man nach Spanien in den Urlaub fährt. Die Antwort ist einfacher als gedacht: gern gesehen ist ein diskretes, respektvolles, und unterstützendes Verhalten.
Diese Konzepte leben von Gemeinsamkeit und einer respektvollen Community, egal ob du in einem der vielen spanischen CSCs Mitglied werden möchtest oder einem Club in Deutschland. Dein Verhalten trägt sehr dazu bei, ob Cannabis Social Clubs oder Coffeeshops weiterhin existieren dürfen. Denke immer daran, dass du Teil einer Gemeinschaft bist, die sich aktiv für die legale und verantwortungsvolle Nutzung von Cannabis einsetzt.
Quellen
- Insights for the design of Cannabis Social Club regulation, M. Pardal, Tom Decorte, 2020, verfügbar unter: https://doi.org/10.4324/9780429427794-24